30 Jahre Symphonisches Jugendblasorchester Küps
30 Jahre Förderverein für die Küpser Jugendorchester
35 Jahre Musikschule Küps
Chronik
Zusammengestellt von Holger Pohl
Eine Musikbewegung macht sich auf den Weg
So fing alles an
Die Festwoche vom 24. bis 30. Juli 1979, anlässlich der Einweihung des Hauptschulgebäudes und der modernen Sportanlagen, erbrachte die finanzielle Grundlage für eine Küpser Musikbewegung.
Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, der Posaunenchor der evangelischen Kirche, Sportmannschaften des TSV Küps und der benachbarten Volksschulen, Bürgermeister, Gemeinderäte, Gesangs-vereine, Spielmannszüge, Chöre, Orff- und Tanzgruppen, Laienspielkreise, Turner, Musikkapellen, Musikbands, Feuerwehren, Elternbeirat, Arbeiterwohlfahrt, die Sparkassen, die Raiffeisenbank, Frauen und Männer des Roten Kreuzes, ein Omnibusunternehmen, die Bediensteten aus dem Rathaus und viele hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger aus der ganzen Gemeinde und Firmen zeigten höchstes Engagement in diesen Tagen. Selbst die Entlassfeier der neunten Klassen wurde mit eingebunden. Buslinien wurden eingerichtet, um zu den einzelnen Veranstaltungen Gäste und Mitwirkende aus den Ortsteilen in das Schulzentrum zu bringen.
Aus dem Festkalender konnte man folgende Zeilen lesen:
„Für unsere Kinder! Alle Einnahmen und Spenden aus der Festwoche fließen ihrer musikalischen Aus- und Weiterbildung zu.“
Ein Betrag von weit über 20.000 DM Nettoeinnahmen war der Lohn für die vielen ehrenamtlichen Helfer aus diesen Festtagen. Bürgermeister Schramm und die Marktgemeinderäte stimmten sofort der kostenlosen Nutzung der Unterrichts- und Fachräume in der Volksschule Küps durch die frischgebackene Musikschule zu. Günter Pohl suchte gemeinsam mit dem damaligen Rektor Otto Steiner geeignete Musiklehrer zusammen, die die ersten 65 Kinder in allen Bereichen der Musikinstrumente von Trompete bis Klavier unterrichten sollten. Die jungen Musikschülerinnen und –schüler durften dabei die ersten angeschafften Musikinstrumente solange behalten, bis sich herausstellte, dass der Kauf eines eigenen Instrumentes keine Fehlinvestition sei. Dieses Prinzip gilt in der Musikschule bis heute.
Die Eltern und der Förderverein in der Gründungszeit
Natürlich war der Musikunterricht nicht ohne einen angemessenen finanziellen Beitrag der Eltern zu organisieren. Helga Mück, Vorsitzende der Volkhochschule Küps, stand in der Verantwortung alle Geldangelegenheiten zur Zufriedenheit der Eltern, Musiklehrer und der Leitung der Musikschule zu regeln. Bei all der kontinuierlichen Arbeit durfte der ehrenamtliche Teil vieler Frauen und Männer, vieler Eltern und Großeltern nicht vergessen werden.
Es war und ist der Beitrag eines jeden zur Förderung der lebendigen kulturellen Lebensgemein-schaft eines jeden Dorfes. Die „Ohne-mich-Mentalität“ ist heute leider viel zu stark auf dem Vormarsch und so ist das Ehrenamt zur Förderung der Jugend und der Gemeinschaft niemals höher anzusehen als in den heutigen Tagen. Damals wurde die Vielzahl der ehrenamtlichen Helfer und Gründungsmitglieder um die Musikbewegung in einem Förderverein organisiert, der 1985 gegründet, seine Arbeit unter der ersten Vorsitzenden Helga Mück aufnahm. Die Vereinsstrukturen waren damit für die Zukunft gelegt.
Die Gründungsmitglieder des Fördervereins waren
Arno Bauernsachs Manfred Krügl Hannelore Schneider
Max Bittruf Heinrich Köstner Herbert Schneider
Klaus Cutik Winfried Lange Raimund Schramm
Oswald Dümlein Ludwig Lippert Ruth Schröder
Dr. Albert Elstner Ernst Locker Fritz Schwemmlwein
Thomas Feick Ingrid Meusel Irmgard Spindler
Heinrich Fischer Dr. Peter Moser Karlheinz Spindler
Karl Geißer Helga Mück Manfred Spörlein
Wolf-Dietrich Feldtmann Hermann Müller Otto Steiner
Ernst Gräbner Horst Piontek Hartmut Stöhr
Heinrich Härtlein Günter Pohl Ferdinand Stumpf
Brigitte Herr Michael Probst Gerlinde Walcher
Oswald Herr Alfred Rebhan Karl-Heinz Weber
Heinz Hofmann Liselotte Rebhan Helmut Wich
Franz Kaiser Wolfgang Riedel Georg Zapf
Helmut Kirsch Heinz Reif
Hans-Jürgen Klose Gerhard Sammet
Grundstock über Volksschule und neuer Musikschule
Die Volkschule Küps leistete wertvolle Aufbauarbeit über zahlreiche Aktionen rundum und neben dem eigentlichen Hauptunterricht. Musik war damals noch ein verpflichtendes Fach für alle Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse. Oberlehrerin Regina Mäusbacher verstand es ausgezeichnet, die Kinder für diszipliniertes Singen zu begeistern. Ein Höhepunkt der vielen Aktionen waren sicherlich die ersten Fernsehaufnahmen am 6. Dezember 1986 im Studio Unterföhring. An diesem Tag wurden Chor und Volksmusikgruppe aufgezeichnet. Leider konnte durch die viele Probenarbeit vor Ort zum Schluss die Blechbläsergruppe nicht mehr teilnehmen. Eine große Enttäuschung für alle Musikerinnen und Musiker. Produktionsleiter Alfred Artmeier hatte auch hier keinen Einfluss mehr auf die bereits vorgerückten Aufnahmezeiten.
Erste Erfolge in den Achtziger Jahren
Das Jahr 1986 brachte drei Höhepunkt. Neben den Fernsehaufnahmen wurden auch die ersten Rundfunkaufnahmen in Küps durchgeführt. Mit Alfred Artmeier weilte der Bayerische Rundfunk mehrere Tage in Küps, um Beiträge für die bekannte Volksmusiksendung „Volksmusik in Stadt und Land“ aufzuzeichnen.
Gemeinsam mit dem damaligen Schulamtsdirektor Max Bittruf, der das Flößerlied mit den Schülern einsang, wurden ebenso noch die Akkordeongruppe unter Leitung von Oberlehrer Hartmut Stöhr und verschiedene Musikgruppen aus Steinwiesen, Rothenkirchen, Stockheim, Tettau und Kronach aufgenommen. Diese Aufnahmen wurden weiterhin auch immer wieder in der Reihe „Jugend musiziert“ gesendet. Am Abend fanden die schweißtreibenden Aufnahmen ihr Ende in einer großen Gemeinschaftsveranstaltung in der Dreifachturnhalle am Schulzentrum Kronach.
Das Gründungsorchester formiert sich
Nach der Gründung der Musikschule Küps im Jahre 1980 wurde es im Laufe der Zeit zwingend notwendig ein Orchester aufzubauen. Nicht zuletzt, um das Ensemblespiel gleich in jungen Jahren zu üben und einzustudieren. Die bisher vorhandenen kleinen Ensemblegruppen boten nicht mehr die Basis für alle Bläser.
Auf Betreiben von Rektor Otto Steiner und Bürgermeister Raimund Schramm wurden zusammen mit Günter Pohl Mädchen und Buben angesprochen, doch diesem Orchester beizutreten. Die erste Probe, zu der im gesamten Marktgemeindegebiet eingeladen wurde fand am 26. Oktober 1984 statt.
Gründungsmitglieder des Schüler- und Jugendorchesters Küps waren:
Alexander Bär Holger Heumann Jügen Reif
Michael Eckert Silke Herr Markus Reischl
Hans-Jürgen Fischer Elke Kendziora Stefan Renner
Thomas Feick Detlef Lang Norberth Roth
Anette Gehring Jörg Linse Thomas Roth
Karin Gehring Torsten Michel Michael Scheler (noch aktiv)
Andreas Geißer Marion Mrasek Andrea Schwemmlein
Frank Gräbner Marco Plitzner Reiner Schwemmlein
Stefan Hacker Holger Pohl (noch aktiv) Michaela Steger
Andreas Härtlein Thomas Pohl Uwe Walcher
Silke Heinlein Michael Probst
Zwei Musiker, Holger Pohl und Michael Scheler, sind seit dieser Probe ohne Unterbrechung dabei. Mittlerweile übernehmen sie die Führungsarbeiten in Musikschule und Förderverein.
Arbeiten Hand in Hand
Günter Pohl und Wolfgang Riedel leiteten von Beginn an die Probenarbeit und schon bald konnten die ersten Erfolge verzeichnet werden. Das Schüler- und Jugendorchester hatte seinen ersten größeren Auftritt in der Festhalle Küps zum Jahreskonzert der Musikschule am 28. März 1985. Dieses Jahr 1985 war auch der erste Auftritt des Orchesters an der Küpser Kirchweih. Ein Jahr später fanden die bereits erwähnten Fernseh- und Rundfunkaufnahmen statt.
Von Beginn an wurden die Orchesteranfänger von den älteren Musikern zusätzlich unterrichtet. Man traf sich bereits eine Stunde vor Probenbeginn und übte die neuen Orchesterstücke gemeinsam ein. Eine Tugend, die mehr als wünschenswert wäre, auch in der heutigen Zeit wieder aufleben zu lassen.
Das Orchester entwickelte sich rasch zu einem respektablen Klangkörper. Ständig stießen neue Musikerinnen und Musiker zu uns und der Probenraum platzte bald aus allen Nähten. Auch ein Problem, das bis zum heutigen Tag keine befriedigende Lösung fand, auch wenn schon seit Jahrzehnten Lösungen versprochen wurden.
Der Sprung an die Spitze
Am 22. April 1989 konnte mit Stolz das fünfjährige Bestehen gefeiert werden. Dabei wurde zum ersten Mal auch der neugeschaffene Förderpreis der Marktgemeinde Küps vergeben. Neue Konzerte wurden in den Jahresplan mit aufgenommen. So war das Kirchweihkonzert mittlerweile fester Bestandteil, neu dazu kam ab dem Jahr 1990 die Serenade auf der „Alten Wache“ in Theisenort. Eine Veranstaltung, die im Laufe der Zeit leider wieder aufgegeben wurde. Das Jahr 1990 war mit dem ersten Musikfest in Garmisch Partenkirchen ein wichtiges Jahr für die Küpser Musiker, galt es doch einem kritischen Wertungsgericht sein Können zu zeigen.
1992 wurde dann beim Wertungsspiel in Bamberg der Sprung in die Oberstufe gewagt und geschafft. Das erste Ergebnis brachte auf Anhieb einen ersten Rang mit Belobigung. Dieses Ergebnis wurde ein Jahr später ebenfalls beim Wertungsspiel in Weismain erreicht. Der damalige Tag der Musik, der zu Ehren der Slowenischen Kapelle aus Zagorje in Küps gefeiert wurde, war eine Premiere, denn noch nie hatte das Jugendorchester ein ausländisches Orchester zu Gast. Eine Premiere, die sich allerdings gelohnt hatte, wie die rasante Zukunft schon bald zeigen sollte.
Das Vororchester wird gegründet
1992 war auch durch die Gründung des ersten Vororchesters ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Orchesters. Die ersten Probe fand am 21. Oktober 1992 unter Leitung von Günter Pohl und Dirigenten Hans-Jürgen Fischer statt. Durch das ständige gestiegene Anforderungsniveau des Hauptorchesters war die Gründung eines solchen Vororchesters zwingend notwendig geworden, da der Einstieg für junge Musikerinnen und Musiker ins große Orchester immer schwieriger wurde. Im Vororchester erhielten sie zunächst die Routine, die sie im großen Ensemblespiel brauchten und konnten ihr persönliches Können ebenfalls durch die Vorbereitung der Leistungsabzeichen in Bronze und Silber verbessern.
Dieses Orchester schaffte bereits zwei Jahre nach seiner Gründung ebenfalls zum Bundesbezirksmusikfest in Pödeldorf einen ersten Rang mit Auszeichnung in der Unterstufe. Seit der Premiere des ersten Jahreskonzertes im Jahre 1994 ist das Vororchester, das im Jahre 1999 offiziell in Schüler- und Jugendorchester umgetauft wurde, mit dabei und eröffnet den zweiten Teil des Konzertes.
Die Gründungsmitglieder des ersten Vororchesters waren:
Hans Jürgen Fischer Günter Pohl
Silke Ehm Jörg Gerstmayer
Christine Köstner Stefan Geßlein bis heute aktiv
Thomas Pohl Markus Horn
Ralf Probst Anja Knoth
Nicole Bedenk Manuela Knoth
Nadine Bedenk Stefan Reuther
Susanne Klette Daniel Schedel
Yvonne Ruff Dominic Vogel
Esther Rühr Katrin Wagner
Carolin Waidhauser bis heute aktiv Thomas Donnhäuser
Elke Weißmann Christian Völker
Yvonne Lenker Sebastian Völker
Manuel Meusel Dirk Dembowski
Benjamin Morgenroth Nikolas Geßlein
Nadine Morgenroth Andreas Pfosch
Benno Näher Dominic Herrmann
Simone Preller Kathrin Rebhan
Annette Redwitz Steffen Schneider
Jasmin Simon Thorsten Tschierschky
Sabrina Wohlrath
Erste Tracht und der Weg zur Höchststufe
Zur damaligen Zeit war die Strukturierung des Vororchesters für Dirigenten und Satzführer sehr schwierig, da jedes Jahr bereits gute Musikerinnen und Musiker ins Hauptorchester abgezogen wurden und neue Musikerinnen und Musiker aus der Musikschule wieder in die Orchesterstruktur integriert werden mussten. Zum Teil warf dies die Arbeit immer wieder um mindestens ein Jahr zurück und nur mit viel Liebe zur Musik schafften es Dirigenten, Satzführer und Musiker ihr Niveau aufs Neue im nächsten Jahr zu beweisen.
Ein Meilenstein der Entwicklung war die Anschaffung einer einheitlichen Kleidung. Am dritten Januar 1993 stellte sich das Jugendorchester zum ersten Mal beim bisher ersten und einzigen Neujahrskonzert dem Publikum in neuer Tracht vor. Dieses Neujahrskonzert wurde gut zwei Jahre später weiter nach hinten in den Kalender gerückt und ist seit 1994 als großes Jahreskonzert der Küpser Orchester bekannt. Ebenfalls war das Jahr 1994 der erste große Höhepunkt in der Geschichte des Orchesters. Beim Bundesbezirksmusikfest in Pödeldorf schaffte das Jugendorchester Küps zum ersten Mal einen ersten Rang mit Auszeichnung in der Oberstufe. Ein Erfolg, der sich im selben Jahr beim eigenen Musikfest wiederholte und damit das Sprungbrett in die damals höchste Klasse, der Höchststufe bedeutete.
Erstes Musikfest mit viel Erfolg aber ohne Gewinn
Das Musikfest 1994 war ein wirkliches Abenteuer für die junge Truppe des Jugendblasorchesters Küps. Alleine der Aufbau, die Unterstützung aller Gastgruppen, die Ausrichtung der Wertungsspiele, Barbetrieb und natürlich der Hauptakt am Montag – die „Spider Murphy Gang“ kosteten Zeit und Kraft. Viele Musiker schliefen quasi nachts im Zelt, nicht zuletzt da die Nachtwachen ebenfalls zu übernehmen waren. Der Standort am Sportplatz gestaltete sich als insgesamt gut, war aber verkehrstechnisch und vor allem durch die enge Zufahrt gerade am Sonntag ein staugefährdetes Areal. Insgesamt wurden die Programmpunkte mehr als zufrieden stellend abgearbeitet. Die Auftaktveranstaltung am Rathaus mit Eintragung ins goldene Buch war sehr feierlich und gab den vielen Aktiven, die kurz vor dieser Eröffnung noch mit Arbeitsklamotten irgendwo am Festzelt schraubten, wenigstens mal eine knappe Stunde des Luftholens. Erstes Abenteuer war der Versuch mit „An die Musik“ einen feierlichen Gemeinschaftschor zwischen den örtlichen Gesangsvereinen und dem Jubiläumsorchester zu gestalten. Nur durch das kraftstrotzende Dirigat unseres Bundesdirigenten Ernst Oestreicher wurde das bis zur Aufführung völlig probenfreie Stück zu einem guten Ende gebracht – der anschließende Gemeinschaftschor der Kapellen war dann weniger nervenaufreibend.
Die ersten Wertungsspiele auf heimischen Boden
Am Samstag begannen die Wertungsspiele, selbstverständlich war das Jugendorchester Küps mit dabei und präsentierte sich in der Oberstufe. Am Nachmittag fand dann der Festkommers in der Festhalle an der Schule statt, während im Zelt der Festbetrieb weiterlief. Eine wie sich später herausstellte etwas unglückliche Situation, denn wie soll man das Geburtstagskind feiern, wenn es gar nicht da ist?
Schließlich wurden die Wertungsspielergebnisse verkündet und welche Freude, das Jugendblasorchester Küps, angespornt durch sein eigenes Bundesbezirksmusikfest erreichte zum zweiten Mal in Folge die ersehnte Auszeichnung. Das war der Schlusspunkt für die Wertungsspiele in der Oberstufe und der Startpunkt für die Höchststufe, die 1995 zum ersten Mal angegangen wurde. Den restlichen Abend wurde dieses Ergebnis ausgiebig gefeiert.
Doch die Nacht währte nur kurz. Bereits vor sechs Uhr morgens läutete der Wecker – der Weckruf durch das Dorf zum großen Blasmusiksonntag in Küps stand nun auf dem Programm. Eine müde Truppe schleppte sich durch Küps, um mit zahlreichen Liedchen, Märschen und sonstigen Melodien das verschlafene Örtchen auf das bevorstehende Festival einzustimmen. Nach dem Gottesdienst, der sehr feierlich im Festzelt abgehalten wurde, ging es dann zum Festzug. Ein langer musikalischer Gaudiwurm, umrahmt von zahlreichen Küpser Vereinen wand sich durch Küps und fand sein Ende dann schließlich vor dem Rathaus.
Über 500 Instrumente in der Luft
Auf dem engen Platz war das Erscheinungsbild der mehr als 25 Blaskapellen ein unvergleichliches Ereignis. Als schließlich die Musiker zum Musikantengruß alle Instrumente für mehrere Sekunden in die Luft hielten, konnte man in vielen Augen der Küpser Musiker schon Tränen aufblitzen sehen. Wie oft hatte man anderen Kapellen diesen Gruß entboten und an diesem Sonntag galt er einem selbst. Der Gemeinschaftschor war dann das fulminante Erlebnis, bevor der Tag im Festzelt mit Spiel und vor allem viel Musik endete. Am Montag war die Aufregung besonders groß, denn zum ersten Mal setzte ein halber „Weltstar“ seinen Fuß nach Küps und zum ersten Mal konnte man auch lesen, was die Herren von der „Spider Murphy Gang“ so alles in einem Vertrag erfüllt haben wollten. Von Essen über Unterbringung, Anzahl der Handtücher bis Obstsorten, Getränkemarken und Ruhepausen – alles wurde in einem Pamphlet von der Stärke eines Katalogs abgearbeitet. Erstes Abenteuer war doch zunächst einmal den Sattelschlepper über den mehr als steilen Deich von Küps zu bringen – ein Unternehmen was auf den Zentimeter genau ausgerechnet war. Leider erfüllte der große Name die Erwartungen in Küps nicht. Das Zelt war leider nur gut halbgefüllt. Es gab zwar zahlreiche Zaungäste, die sich draußen die Musik mit anhörten, aber den Eintritt wagten viele – vielleicht auch wegen des hohen Eintrittspreises von damals mehr als 20 DM nicht. So entwickelte sich der am Anfang so hochgelobte Musikakt leider zum finanziellen Fallbeil, der alle bis zu diesem Montag angefallenen Gewinne und Einnahmen komplett auffraß. Das Musikfest 1994 erhielt somit zwar die höchste Wertschätzung aller beteiligen Blaskapellen, jedoch schaffte man es nur mit Not, dass das Fest am Schluss keine roten Zahlen schrieb. Wie dem auch sei, als dann am Dienstagmittag das letzte Teil des Festzeltes endlich vom Platz rollte, lagen nur noch völlig erschöpfte Helfer im Gras des Festplatzes. Ein wahrhaft wunderbares Musikfest war geschlagen, das Wunschfest der Musiker und Günter Pohl war geschafft, der Vereinshöhepunkt schien erreicht zu sein. Die Küpser fühlten sich zum ersten Mal unsterblich.
Von Küps nach Tokio und zurück
Durch zahlreiche Kontakte, nicht zuletzt durch die Integration des Bayerischen Blasmusikverbandes und des Deutschen Musikrates war es schon immer das Ziel von Günter Pohl, das Orchester nicht nur im Rahmen des Nordbayerischen Musikbundes zu fördern und nach vorne zu bringen, sondern auch im internationalen Bereich sollte Küps weiterhin vorne stehen. Keine Sache schult und bildet junge Menschen so wie ein Auslandsaufenthalt fern von zuhause, um andere Kulturen, andere Menschen und andere Länder kennen zu lernen. Die Grundsteine wurden bereits 1994 mit gelegt, als über Kazuko Kuschel ein Austauschjugendorchester für Japan gesucht wurde. Schnell kam man damals mit der O.I.K., der Organisation für Internationale Kontakte in Kontakt. Kazuko Kuschel und Britta von Manteuffel schafften es, das Jugendorchester Küps an eine Partnerorganisation für japanische Orchester zu vermitteln. Die große Planung begann. Es durften maximal nur 35 Musiker plus zwei Betreuer mitreisen. Das Orchester musste mindestens eine kleine Gruppe mitbringen.
Schlagzeug wurde zwar größtenteils gestellt, ebenfalls die Tuben, aber alle anderen Instrumente mussten neben Noten und sonstigem Gepäck mitgebracht werden und das bedeutete, dass selbst mit einer Gruppenermäßigung kein Musiker mehr als 15 kg Kleidung mitnehmen durfte, um noch genügend Gewicht für die Instrumente frei zu haben. Zentral wurde in der Küpser Schule gewogen und wenn ein Koffer – besonders die Koffer der Damen – zu schwer waren, dann hieß es gnadenlos: Auspacken. Verzweifelte Gesichter kamen da schon mal auf, aber schließlich lockte das ferne Land zu sehr, als dass man es durch eine Hose zu viel an Gewicht, vielleicht in letzter Sekunde nicht sehen konnte. Jeder Musiker, jede Musikerin bekam neben dem eigenen Gepäck noch ein Teil des Gesamtgepäcks zum Überwachen und kümmern zugeschrieben, sodass am Schluss neben 25 verschiedenen Listen, insgesamt 62 Gepäckstücke, verteilt auf 35 + 2 Musiker abmarschbereit auf dem oberen Pausenhof bereit zur Verladung standen.
Am Nachmittag war dann der Start, gegen 17.00 Uhr pflügte eine Schlange von mehr als 40 Transportkullis durch den Frankfurter Flughafen. Doch im Gegensatz zum bevorstehenden Chaos war das Einchecken kein Problem. Doch die Aufregung stieg, denn zum ersten Mal konnte man nun das Flugzeug sehen und welche Freude, es war ein Jumbo. Der Höhepunkt war dann, dass das ganze Orchester in der oberen Kuppel – im Buckel des Jumbos – untergebracht war. Mehr als schwerfällig setzte sich das bis auf den letzten Platz besetzte Ungetüm in Bewegung. Am Ende der Startbahn konnten dann die Küpser mal erleben, was wirkliche Beschleunigung heißt, denn der Jumbo fauchte mit einer solchen Beschleunigung über die Piste, dass es wirklich jeden in die Sitze drückte.
Klimatische Extreme und neue Freunde
Der Non-Stop-Flug nach Japan war dann die erste Geduldsprobe. Sehr langsam verging die Zeit, und im Flugzeug konnte man die ersten japanischen Essensproben genießen. Kaum in Japan angekommen, traf einen nach mehr als 12 Stunden Klimaanlage, das Klima von Japan mehr als der berühmte Holzhammer. 40 Grad von früh bis spät, selbst in der Nacht gab es höchstens eine Temperaturschwankung von ein bis zwei Grad. Die Gastfamilien waren sehr freundlich und die Auftritte waren immer ein Abenteuer. Dadurch, dass Schlagzeug und Bässe in Japan gestellt wurden, war es immer ein Abenteuer welches Equipment uns an welchem Auftritt zur Verfügung stand. Das große internationale Musikfest in Japan, das wir besuchen durften, schrieb einen minutiösen Terminplan vor. Fast täglich hatten wir einen Stundenplan, der uns einteilte von 9.50 Uhr bis 10.10 Uhr zu proben und dann wieder von 11.25 Uhr bis 11.40 Uhr. Verständlich, dass dieses genaue Prozedere für große Konfusion sorgte, denn bis jeder Musiker im Gewühl der Koffer sein Instrument erst mal gefunden hatte, war die Probenzeit eigentlich schon fast wieder rum.
Auch die Volksmusikgruppe unter Leitung von Michael Scheler tat ihr Bestes immer wieder einzuspringen, wo Deutschland zwar gefordert war, aber aus „technischen“ Gründen nicht auftreten konnte. So brachte die Fünf-Mann Truppe die typische Volksfeststimmung rüber und Japan und Deutschland kamen sich bei Musik, Tanz und Essen schnell näher. Die Verständigung war nicht immer einfach, da Englisch fast nie die Weltsprache Nr. 1 war und so hatte man sich schnell daran gewöhnt, allesmögliche auf Papier aufzuzeichnen. Am schönsten war dann immer das strahlende Gesicht, wenn der Gegenüber es dann auch verstanden hatte. Das Kumamoto Musikfest war für alle ein besonderes Erlebnis, die bisher nur Wertungsspiele im Rahmen der Bundesbezirksmusikfeste gekannt hatten.
Für immer geprägt
Der zweite Teil der Reise war dann ein gemeinsames Open Air auf einer Bühne in der Nähe von Aspecta. Holländer, Deutsche und Österreicher musizierten gemeinsam mit japanischen Orchestern. Die Bühne war so riesig, dass man problemlos mit einem Bus darauf herum fahren hätte können. Hier wurden die Musiker von der berühmten Tschaikowsky Ouvertüre 1812 geprägt. Dieses Stück war das Paradestück des holländischen Auswahlorchesters und deren Schlussstück an dem unsere kleine Auswahl an Werken natürlich niemals standhalten konnte. Mit Feuerwerk – Barbecue und vielem mehr gingen diese Tage mitten in der Vulkanlandschaft zu Ende.
Besonders ermüdend war auch hier das minutiöse Proben und die Hitze, die zwar durch den Wind der Berge etwas gemildert wurde, aber immer noch stand wie in der Sauna. Zahllose Sonnenbrände waren nach diesem Tag zu verzeichnen und alle waren mehr als zufrieden in der Unterkunft endlich eine Klimaanlage und kalte Getränke zu finden. Die Übernachtung im Gebirge war dann mehr als abenteuerlich. Es gab zwei Räume, jeweils für mehr als 15 Mann oder Frau. Selbstredend, dass einige Musiker lieber die Nacht zum Tage oder vor dem Zimmer im Flur oder auf der Treppe schlafen wollten. Der letzte Teil der Reise war dann der Entspannung gewidmet. Fast sechs Tage lang übernachtete man in einem Gästehaus von Nippon Steel. Gleich neben dem Hotel lag ein kleinerer Aqua-Fun-Park, der durch seine Rutschen die Musiker magisch anzog. Allerdings schienen die Rutschen die Massen der deutschen Musiker nicht wirklich mit einkalkuliert zu haben, denn zum Teil sah das Auftreffen auf die Wasseroberfläche nach rasanter Fahrt aus wie der Untergang der Titanic. Die plötzliche Ruhe war eine große Umstellung für die Musiker und jetzt nach mehr als 14 Tagen stellte sich auch das erste Heimweh ein. Das Abenteuer schien vorüber zu sein.
Umjubelte Rückkehr nach Küps
Die letzten beiden Konzerte wurden mit der gewohnten Ruhe und Perfektion absolviert und schließlich kam der Tag, als die Kolonne von hinten bis vorne wieder am Tokioer Flughafen stand. Hätten wir nicht die Vertreter von OIK und Nippon Steel dabei gehabt, so wären wir wahrscheinlich niemals heim gekommen. Der Wortwechsel am Eincheckschalter von Japan Airlines war unbeschreiblich und die Nerven lagen nicht nur bei Günter Pohl blank, der auch alle seine Schützlinge wieder ins heimatliche Küps bringen wollte. Immerhin platzte auch jeder förmlich, endlich alles erzählen zu können, was er in diesen gut zweieinhalb Wochen so in der Ferne erlebt hatte. Wie dann das Wunder des Eincheckens schließlich geklappt hatte, weiß man bis heute nicht. Aber zum letzten Mal konnten die Musiker – wer wollte – original japanisches Essen im Flugzeug genießen. Viele ließen aber Fisch, Alge und Reis stehen und man könnte es sich heute wohl nicht mehr vorstellen, wie gut eine original Küpser Bratwurst schmecken kann, die uns dann vom Förderverein gegrillt wurde, als wir mit dröhnenden Hupen, vielen Willkommenstränen und unzähligen Erlebnissen wieder auf dem Küpser Pausenhof standen.
Der Aufbau der Höchststufe
Nach der großartigen Reise nach Japan war es nun Zeit die eigentlichen Aufgaben wieder in Angriff zu nehmen. Das Versprechen vom Musikfest 1994 sollte eingelöst werden, die Höchststufe zu erklimmen und sich damit nicht nur im eigenen Landkreis an die Spitze zu setzen – es gab im Kreisverband Kronach kein weiteres Höchststufenorchester, sondern auch damit im Bereich Oberfranken an die bestehenden Höchststufenorchester anzuknüpfen. 1996 widmete man daher noch das Jahreskonzert dem großartigen Erfolg in Japan und brachte gleich zwei Wertungsspielmöglichkeiten mit.
Das damalige Werk „Rhapsody for Band“, das in Japan mehr als 150 Musiker als Auswahlorchester gleichzeitig spielten war das Wertungsspielstück 1996. Das damalige Pflichtstück in der Höchststufe war das Mecklenburgische Capriccio. Hier in der Höchststufe merkte man, dass nun die Luft merklich dünner wurde. Es fehlt nahezu an allem, was heute eigentlich für selbstverständlich gehalten wird. Die ersten vier Waldhörner im Wert von mehr als 10.000 DM bekam man als Geschenk zum Musikfest 1994 vom damaligen Bürgermeister und Schirmherrn Oswald Marr überreicht. Fagotte und Oboen waren gerade erst in Ausbildung. Von einem Marimbaphon, einem vierstimmigen Paukensatz konnten die Küpser ebenfalls nur träumen. Verständlich, dass diese Defizite im harten Kampf der Höchststufe immer wieder von den Wertungsrichtern moniert wurden. Gleichzeitig setzte die Höchststufe aber auch anderweitig neue Impulse.
Das erste Gold blinkt in Küps
Das Abzeichen in Gold wurde immer mehr zum höchsterstrebenswerten Ziel für alle Jungmusiker. 1989/1990 legten Ralf Probst und Hans-Jürgen Fischer die ersten beiden Goldabzeichen für das Küpser Orchester in Hammelburg an der dortigen Musikakademie ab. 1992 folgten die nächsten Musiker und damit war auch der Ausbildungsstand der Musiker durch die Musikschule soweit vorangeschritten, dass die Jungmusikerleistungsabzeichen auch zur Auswahl von Musiker und zur festen Eintrittskarte zum Symphonischen Jugendorchester wurden. Bis heute hat sich das silberne Abzeichen als Eintrittskarte bewährt, durch den heutigen Mangel an Nachwuchs ist aber in manchen Registern bereits ein Umdenken erfolgt. Das Oberfränkische Auswahlorchester gehörte nun zum festen Jahresplan der Küpser Musiker. Die Anlaufstationen in Steinbach, Schney, Münchberg und schließlich Wunsiedel waren Höhepunkte in dieser Bewegung und man fand Musikerkameraden aus befreundeten Orchestern, mit denen man heute noch als die „damalige Generation“ freundschaftliche Verbindungen in zahlreichen Orchestern pflegt. Auch die ersten vorsichtigen Gehversuche in Liebesdingen wurden auf den Orchesterwochen unternommen und so konnten auch die Küpser bereits die ersten Hochzeiten dazu feiern. Wahrlich ein musikalisches Erlebnis.
Blütezeit der Orchester
Das Schüler- und Jugendorchester, das zwei Jahre vor Musikfest 1994 gegründet wurde, erlebte unter seinem neuen Dirigenten Michael Bauer eine erste Blütezeit. Nicht zuletzt durch den riesigen Boom, der an Musikern aus der Musikschule gewonnen werden konnte, war es ein leichtes mit einem Kontingent von manchmal bis zu 70 Kindern und Jugendlichen ein anspruchvolles Wertungsspiel in der Mittelstufe zu absolvieren oder bereits eigenständig Konzerte und Auftritte zu meistern. Eine Zeit, also, an die sich die Verantwortlichen trotz aller Schwierigkeiten gerne wieder zurücksehnen würden, da das heutige aufkeimende Gespenst der Nachwuchslosigkeit in der damaligen Zeit der Spätneunziger Jahre noch weit entfernt, eigentlich gar nicht greifbar war.
Man besuchte mit beiden Orchester regelmäßig zwei Wertungsspiele im Jahr. Beide Orchester befanden sich dabei ab 1995 stets in der Mittelstufe und in der Höchststufe. Die Ergebnisse waren dabei durchwegs positiv. Beide Orchester schlugen sich hervorragend und brachten stets die ersehnte Auszeichnung oder die damals noch als Belobigung zweitbeste Bewertung mit nach Hause. Wertungsspiele und Jahreskonzert stellten zum damaligen Zeitpunkt die Fixpunkte eines jeden Musikjahres dar. Insgesamt war das Symphonische Jugendblasorchester bei mehr als 40 Wertungsspielen zu finden. Angefangen hat der Zyklus der Wertungsspiele mit dem Landesmusikfest in Garmisch-Partenkirchen im Jahre 1990.
Nun 20 Jahre später kann man auch hier besondere Wertungsspiele hervorheben. Unvergessen das erste Wertungsspiel, bei dem einige Musiker durch das gleichzeitig stattfindende Dorfest in Au erst früh um sechs in den Bus gehievt werden mussten. Unvergessen die Übernachtung in der Turnhalle irgendwo außerhalb von Garmisch-Partenkirchen, wo anschließend lauwarmes Klosterschwarzbier aus 5 Liter Partyfässern bis früh um vier heimlich in der Umkleidekabine gezapft wurde. Unvergessen der erste Festzug, der damals über zwei Stunden dauerte und eine erste Extrembelastung für das junge Orchester war, die zum damaligen Zeitpunkt noch nie einen solchen Festzug mitgemacht hatten und erst auf dem Pausenhof kurz vor der Abfahrt nach Garmisch-Partenkirchen die Grundzüge des Marschierens beigebracht bekommen hatten.
Küps als einziges Orchester in der Extraklasse
Unvergessen auch die beiden Musikfeste in Großbardorf 2004 und Hallstadt 2005, an denen das Küpser Jugendblasorcherster als einziges Orchester bis heute in der Extraklasse gestartet war und beim Bundesbezirksmusikfest in Hallstadt eine Auszeichnung in der Extraklasse bekommen hatte. Die einzige Auszeichnung, die bis zum heutigen Tag in der Extraklasse jemals vergeben wurde. Die Arbeit an dieser Extraklasse nahmen über zwei Jahre in Anspruch.
Für die damaligen Wertungsspiele in dieser Stufe: „New York“ und „Listening to Paris“ musste die Probearbeit nur noch auf diese beiden Werke ausgerichtet werden. Zwar brachte diese extreme Zeit den gewünschten Erfolg und die Freude ist bis heute über den Erfolg riesengroß, jedoch überwog die Meinung, das gesamte Jahr nicht nur noch auf Wertungsspiel und Jahreskonzert auszurichten, sondern auch in Hinblick auf die Spielfreude und Spielhäufigkeit ein gutes konzertantes Programm auszubauen, das man sowohl bei Standkonzerten wie auch bei höhergestellten Konzertanlässen parat haben sollte. So änderte sich der Stil der Probenarbeit merklich nach dem großen Erfolg in Hallstadt.
Musik unter dem Eiffelturm
Im Jahre 1998 besiegelte die Marktgemeinde Küps eine Partnerschaft mit dem französischen Küstenort Plouay. Diese Partnerschaft wurde feierlich unterzeichnet einmal in der Partnerstadt Küps und der Partnerstadt Plouay. Es war die Aufgabe des Orchesters der feierlichen Unterzeichnung dieses Aktes die nötige Würde und musikalische Umrahmung zu geben. Ein Konzert auf Küpser Seite stellte sich als problemlos dar, da alles Material vor Ort war und durch die Erfahrung von Günter Pohl und Wolfgang Riedel schnell ein passendes Programm zusammengezimmert wurde. Die Gestaltung auf französischer Seite gestaltete sich da schon schwieriger. Schnell war klar, dass es nicht zumutbar war, ein ganzes Orchester nur wegen einem vielleicht dreistündigen Festakt nach Plouay zu fahren und anschließend sofort wieder heim. Die Busreise dahin dauerte an die 24 Stunden.
So bahnte sich eine erneute Konzertreise an, mit Ziel nicht nur dem Festakt, sondern auch der Hauptstadt Paris einen musikalischen Besuch abzustatten. Ebenso lockte das Euro-Disney mit einem Abstecher und schließlich war die Fahrt für alle Musiker, da sie wieder in Gastfamilien untergebracht wurden, so gut wie kostenlos. Eine wunderbare Chance den europäischen Nachbarn zu besuchen. Auch hier ging die Fahrt am Abend los, um möglichst durch die Nacht zu fahren. Trotz aller Busfahrerwechsel kam man erst verspätet in Paris an, nutzte aber die drei Tage, nicht nur die Sehenswürdigkeiten, sondern auch Euro Disney zu besuchen. Gruppenbilder unter dem Eiffelturm und Portraits, gezeichnet in Montmatre, schmücken noch heute die Fotoalben der Musiker. Insgesamt lohnte sich der Trip durch Paris, alleine, um ein weiteres Fähnchen in die orchestereigene Weltkarte zu stecken, wo das Orchester schon einmal musikalisch die Farben der Marktgemeinde Küps vertreten hatte. Die anschließende Fahrt nach Plouay war überschattet durch einen defekten Bus, und einer damit entstandenen fast sechsstündigen Verspätung. Gott sei Dank hatte man einen gewissen Puffer zeitlich bereits mit eingeplant, sodass der feierlichen Gegenzeichnung des Vertrages am nächsten Abend nichts mehr im Weg stand. Mit einem Festzug durch Plouay und einem Standkonzert verabschiedete sich auch hier das Orchester wieder aus Frankreich und trat eine lange Heimreise an, die wieder am Pausenhof endete, wo das Orchester von Eltern und dem Förderverein umjubelt begrüsst wurde.
Von Maple Leaf zu Stars and Stripes
Nach Japan 1995 schlug die erneute Möglichkeit eine Weltreise zu machen, wie eine Bombe ein. Ebenfalls durch das OIK wurde mit Hilfe von Doug Byers, einem amerikanischen Schulrektor, der heute bereits in Pension ist, die Möglichkeit offenbart, Kanada und New York zu besuchen. Auch hier waren Flug und Organisation zu bezahlen, die Unterbringung würde wieder in Gastfamilien erfolgen. Dieses Mal sollte auch Küps seinen größten Teil der Instrumente selbst mitbringen dürfen. Auf Überraschungen wie im Jahr 1995 bei der Reise nach Japan hatte man in Kanada und New York wenig Lust. Die Fahrt begann wie immer mit der riesigen Organisation, Anmeldung von Zuschussanträgen, Gastfamilienlisten, Instrumentenversicherungen, Ausarbeitung eines Konzertprogramms und vieles mehr. Endlich war es soweit und man konnte nach Frankfurt aufbrechen, nicht ohne sich auf den Kanadischen Besuch gebührend vorzubereiten, denn man ließ sich professionell von unserer Friseurin Elke noch das Maple Leaf in die Haare schneiden und gleich rot färben. So gerüstet ging es los nach Kanada. Die Herzlichkeit war auch hier grenzenlos und Küps konnte neben Standkonzerten in Toronto auch viele lokale „Deutsche Vereine“ besuchen. Dort war der Auftritt wohl einer der Höhepunkte, denn viele der in Kanada lebenden Deutsch wünschten sich weniger die großen symphonischen Werke als mehr die typisch deutschen Gassenhauer, die das Orchester auch im Repertoire mit hatte. So wurde munter der Klarinetten-Muckl, Musik ist Trumpf und die großen Schunkelparaden musiziert, da diese eine Erinnerung an die damalige Heimat waren . Mit dem Zillertaler-Hochzeitsmarsch tanzte man munter durch die großen Vereinsräume und so manche Träne der Erinnerung an die ferne Heimat musste bei den Senioren weggewischt werden, bevor man sich spät in der Nacht wieder verabschieden musste.
Eine Nacht an den Niagara Fällen
Der erste wirklich große Höhepunkt war dann der Besuch der Niagara-Fälle. Was für ein Anblick, diese gigantischen Wasserfälle einmal im Original zu sehen – soviel hatte man ja schon davon gehört. Die Fahrt auf einer der „Maid of the Mist“ bis direkt an die Fälle, eingehüllt in blaue Plastikjacken wird unvergessen bleiben. So auch die erste und einzige Nacht direkt an den Niagarafällen, bei denen einige Musiker lieber die Nacht an den beleuchteten Fällen verbrachten als in einem stickigen Jugendherbergszimmer. Am nächsten Tag ging es dann über die berühmte Brücke über den Niagarafällen, die Kanada und USA verbindet und gleichzeitig grenztechnisch trennte. Und schon waren wir in den USA.
Eine lange Busfahrt später näherten wir uns dem Big Apple, der Stadt, die niemals schläft. Neben zahlreichen Konzerten in Schulen, auf öffentlichen Plätzen und natürlich auch wieder bei Deutsch-Vereinen zeigte das Orchester sein Können. Der Besuch der Aussichtsplattform des Empire State Buildings waren genauso wie das Shopping in den zahlreichen Avenues ein Erlebnis. Man konnte am Broadway bereits die neusten Musicals erkennen und fühlte sich in dieser Stadt trotzdem irgendwie verlassen. Chinatown, Little Italy, alles war irgendwie bekannt, aber dort auf einmal wirklich live zu laufen, war ein Gefühl, das kaum zu beschreiben war – vor allem wenn man aus Jux und Tollerei dies in Lederhosen macht.
Musicalerfolge kennzeichnen Küps
Wer kennt die schnurrenden und zickenden, mystisch und magisch angehauchten Katzen nicht – die Rede ist von Cats, das erste Musical, das in Deutschland einschlug wie eine Bombe, unvergessen das „Memory“ aus Cats. Das erste Musical, für das eine eigene Konzerthalle gebaut wurde war dann Starlight Express und steht und spielt bis heute in Bochum. Diese beiden Musicals waren dann auch die ersten beiden, die in Küps „uraufgeführt wurden“. Es folgten dann 1994 „Phantom der Oper“, 1996 „Miss Saigon“, 1997 „Les Miserables“ und 1999 „Elisabeth“. Später reihten sich die Disney Musicals wie „Die Schöne und das Biest“ und „König der Löwen“ dazu. Gefolgt von den heutigen Musicals „Mamma Mia“ von Abba oder „We will rock you“ von Queen. Nicht vergessen werden sollen auch der „Tanz der Vampire“ oder „Mozart“, die das Orchester als Jahresfahrt immer wieder besuchen durften. Diese Tradition hatte das Orchester schon seit Gründung 1984 in der Satzung. Kein Musiker erhält für die erbrachten Leistungen einen Stundenlohn oder eine ausbezahlte Gage. Alle Einnahmen, die das Orchester zusammen mit dem Förderverein erwirtschaft werden in einen großen Topf geworfen und stehen dann dem Orchester zur Verfügung. So wurde schon immer eine besondere Belohnungsfahrt mit den Mitgliedern der Orchester durchgeführt. Musicalfahrten standen zu Zeiten des Musicalbooms immer hoch im Kurs, hatte man doch die Möglichkeit nicht nur das neueste Musical zu besuchen, sondern außerdem eine wirkliche Großstadt zu sehen, die neben den sonst üblichen Shopping-Meilen auch viel Sehenswertes zu bieten hatten.
Quer durch ganz Deutschland
Und so führten diese Jahresfahrten die Musiker nach Stuttgart, wo sie zum Beispiel „Miss Saigon“, „Die Schöne und das Biest“, aber auch das Mercedes-Museum und den Fernsehturm besichtigen konnten. Jahre später war diese Fahrt dem Schüler- und Jugendorchester mit „Tanz der Vampire“ vorbehalten. Die Orchester machten bereits mehrere Male den Ruhrpott unsicher. Sei es mit „Starlight Express“ in Bochum oder „Elisabeth“ und „Joseph“in Essen und „Les Miserables“ in Duisburg. Da durfte die Besichtigung der Kohlenanlagen und Gruben nicht fehlen. Ebenso war das Tor zur Welt schon etliche Male auf dem Reiseplan beider Orchester. In Hamburg konnte man in der damals extra dafür gebauten Halle „Phantom der Oper“ bewundern, Jahre später traf man sich dort für „Mozart“. Mit „König der Löwen“ begeisterte man natürlich auch hier das Schüler- und Jugendorchester. Speziell für das Nachwuchsorchester war auch „Tabaluga“ in Oberhausen eine wunderschöne Fahrt. Alle diese Fahrten bewirkten neben der Belohnung für die geleistete Arbeit auch ein Zugehörigkeitsgefühl, das vor allem sehr gerne in Schul- und Studienzeit angenommen wird.
Da der Musicalboom sich deutlich abschwächte und auch die Weltfirma Stella an den vielen Neuproduktionen bankrott ging, orientierte man sich auch innerhalb der Orchester neu. So interessierten sich die Schüler eher für die großen Freizeitparks, ein Vergnügen, dass auch ihnen gerne erfüllt wurde. Natürlich standen all die oben erwähnten Werke irgendwann schon einmal in einem der Jahreskonzerte ganz groß auf dem Programm. Einmal ihr Musical in Echt zu sehen, war dann nach einem erfolgreichen Jahreskonzert das eigentliche Highlight des Jahres.
Küps als Gastgeber für Musiker aus der ganzen Welt
Genauso wie Küps in der Welt zuhause ist, so gewährt es vielen Orchestern eine zeitweise Heimat auf ihrem Weg durch die Welt. Erst im letzten Jahr wurde ein 150-köpfiges Orchester aus Kanada für vier Tage beherbergt. Eine Mammutleistung, da neben der Unterkunft für 150 Jugendliche und Erwachsene auch die Bewirtung selbst übernommen wurde. 150 Mann plus Jugendorchester Küps, plus Gasteltern bedeutete Essen und Getränke für über 250 hungrige und durstige Mäuler bereitzustellen. Als Domizil für diese Verköstigung war der Reiterhof in Küps eine optimale Zufluchtstätte. Ganze Schweinekeulen wurden in riesigen Brotbacköfen gebraten und schließlich wurde der Salat eimerweise herangeschleppt, um für das nötige Fundament vor und nach den großen Auftritten zu sorgen. So legte das Küpser Orchester nach 2002 wieder einen neuen Meilenstein, die nächste Weltreise durch einen Gegenbesuch vorzubereiten. Ein Ziel, das sich hoffentlich noch vor der 30-jährigen Feier realisieren lässt. Amerikaner, Franzosen, Südafrikaner, Japaner, Slowenen, Ungarn, alle kamen nach Küps und waren von der Herzlichkeit überrascht und stets folgte Einladung auf Gegeneinladung. Höhepunkte waren sicherlich neben Kanada auch die Beherbergung des Jugendchores aus Gauteny in Südafrika, die ein Extrakonzert vor allen Schülern der VS Küps gaben. Ein weiterer Höhepunkt war das Gemeinschaftskonzert mit dem Bishop Ireton Jugendorchester aus Washington, gemeinsam in der Dreifach-Turnhalle in Kronach und dem Konzert in Küps. Aber auch die zahlreichen Orchester, die an den beiden Europatagen ihre Aufwartung machten, dürfen hier nicht vergessen werden. Jedoch fehlt noch ein Gegenbesuch, die Einladung ist ausgesprochen, aber aus finanziellen Gründen, ist der Gegenbesuch der Japaner seit der zweiten Japanreise 2002 noch nicht erfolgt. Die Einladung steht, denn Japan 2002 war ebenso wie Japan 1995 oder USA/Kanada 1998 ein unvergessliches Erlebnis.
Das letzte Geschenk des Gründervaters an sein Orchester
Sieben Jahre war es her, dass das Küpser Jugendorchester das ferne Land Japan bereiste. Sieben Jahre später, war es dann wieder soweit. Bereits gut zwei Jahre vorher wurde dieses große Ereignis von Günter Pohl, gemeinsam mit Kazuko Kuschel, der OIK und einem neuen Partner vor Ort – „Happinest“ – organisiert. Happinest entwickelte sich als Glücksgriff. Der Verein in Japan, der ausdrücklich internationale Musikkontakte weltweit organisierte kümmerte sich rührend um die 52 Musiker, die dieses Mal mit vollem Marschgepäck anreisten. Wieder waren die Musikerinnen und Musiker in Gastfamilien untergebracht, wieder war das Klima, Hitze und Luftfeuchtigkeit geradezu mörderisch. Dieses Mal waren zwei Anlaufstationen geplant. In den Jahren 2000 und 2001 war aber die Krebskrankheit von Günter Pohl weit fortgeschritten. Erste Infusionen und stationäre Aufenthalte in Krebskliniken von München zeigten zwar immer kurzfristigen Erfolg, jedoch waren die anfangs positiven Werte immer nach einem halben Jahr nicht mehr erkennbar, der Krebs kam wieder und er war nicht mehr operabel. Trotz dieser Schicksalsschläge war es das Ziel des Orchestervaters die Japanreise fertig organisiert und finanziert auf die Füße zu stellen.
An seiner Stelle übernahmen dann erstmals die Söhne komplett das Ruder und damit die Verantwortung vor Ort. Das Programm in Japan 2002 war geprägt von fast einem Konzert pro Tag. Man besuchte Schulen, die die Konzerte der Deutschen sogar in den Ferien anhörten, zu Gast war man bei den großen Bürgermeistern und Landräten des Landes und immer wieder standen die Musiker, dirigiert von Thomas Pohl, im Blitzlichtgewitter und mussten zahlreiche Autogramme geben. Selbstverständlich kam auch in diesem Jahr die Vertretung der Deutschen bei Preisverleihungen nicht zu kurz. Eine große Auszeichnung war die Teilnahme als Wertungsrichter bei einem englischen Vorlesewettbewerb. Täglich wurden die wichtigsten Meldungen nach Küps gesendet, um auch zu belegen, dass die Reise so funktionierte, wie sie vom Krankenbett aus geplant war.
1000 Kraniche brachten keine Rettung mehr
Der wohl emotionalste Moment der gesamten Reise war dann nach gut 10 Tagen die Abschiedsparty, bei der die Vorstandschaft von Happinest gemeinsam mit allen Gastfamilien und Orchestermitgliedern der Japanischen Schulorchestern Holger und Thomas eine riesige Wolke von selbstgebastelten Origami-Kranichen überreichten. Eine japanische Legende besagt, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man 1000 Kraniche per Hand bastelt und diese zusammenbindet. Diese 1000 Kraniche wurden überreicht, der Wunsch war klar und mit diesem Marschgepäck machten sich die Küpser zurück in die Heimat, diesen einen Wunsch an die betreffende Person sofort auszuzahlen – an Orchestervater Günter Pohl. Dieser ließ es sich nicht nehmen, trotz starker Schmerzen an der Willkommensfeier in Küps teilzunehmen. Er zeigte sich sichtlich zufrieden über die gelungene Fahrt und war stolz auf die erbrachten Leistungen, die in zahllosen Bildern dokumentiert wurden. Diese zweite Japanreise war das letzte große Werk von Günter Pohl für seine Küpser Musikerinnen und Musiker, nicht mal zwei Monate später musste die zweite Chemotherapie in München erfolglos abgebrochen werden. Ein knappes Vierteljahr nachdem Günter Pohl sein Orchester in Küps wieder aus Japan begrüßt hatte, starb er an den Auswirkungen des Prostatakrebses am 10. Oktober 2002. Die Musikbewegung in Küps stand still.
Gedenkkonzert des Bayerischen Rundfunks für Günter Pohl
Im Oktober 2004 wurde noch einmal Günter Pohl gedacht. Der Bayerische Rundfunk gestaltete ein Gedenkkonzert unter Führung und Leitung von Fred Artmeier in der Leßbachtalhalle in Weißenbrunn. Neben dem Oberfränkischen Auswahlorchester, das unter Mitorganisation von Günter Pohl stand, wurde diese Live-Sendung natürlich vom Symphonischen Jugendblasorchester Küps und den Küpser Volksmusikanten gestaltet. Der Bayerische Rundfunk ehrte damit einen Mann, der sich über Jahrzehnte nicht nur der Volksmusik verschrieben hatte, sondern die Volksmusik und die damit verbundenen Traditionen an Kinder und Jugendliche weitergeben konnte, sie animierte Musik zu machen oder wie in der guten alten Zeit dazu zu singen oder zu tanzen.
Der Bayerische Rundfunk zu Gast in Küps
Gut die Hälfte der damaligen ersten Musiker der Bläsergruppe von 1984 rekrutierte sich aus der Nachwuchsgruppe der Weißenbrunner Blas- und Trachtenkapelle, in der Günter Pohl seit Jahren Dirigent war. Schon früh waren hier die ersten Rundfunkaufnahmen im Stile von „Grüße aus…“ gesendet worden. Das gute Miteinander mit Fred Artmeier stützte sich auf zahllose Auftritte an denen weder die Küpser Volksmusikanten, noch die Orchester jemals vor laufender Kamera oder Mikrophon enttäuschten. So wurden mehrere Tonträger eingespielt, die zum Teil noch heute in den großen Blasmusiksendungen des Bayerischen Rundfunks ausgestrahlt werden. Die erste CD trug den Namen „Musik verbindet“. Diese CD zeigte die breite Facette der Küpser gut auf. Neben Orchester, Volksmusik, waren auch die damals noch bestehende Big Band und auch das Golden Brass Quintett der Musikschule zu hören. Die zweite CD-Produktion „Come together“ fand dann zwei Jahre später 1997 statt. Diese CD beinhaltete auch zum ersten Mal das Schüler- und Jugendorchester Küps, das ebenfalls dort zum ersten Mal vor den unbarmherzigen Mikrophonen saß. Die dritte und letzte CD, die über den Bayerischen Rundfunk mit Fred Artmeier produziert wurde, war die CD „Klangzauber“. Insgesamt waren diese im zwei- bis dreijährigen Produktionen gnadenloses Lehrmaterial. Es wurde stundenlang an Feinheiten herumgebastelt, und am Schluss wusste mancher nicht, warum man jetzt zum Einspielen eines einfachen Liedes von nur knapp fünf Minuten Dauer mehr als fünf Stunden Aufnahmezeit verbraucht hatte.
Europa Tage der Musik in Küps
Der Bayerische Rundfunk und Fred Artmeier waren aber auch mit verantwortlich für zwei weitere Großprojekte, die weit über die Grenzen hinaus in ganz Deutschland über Funk und Fernsehen ausgestrahlt wurden, die Europatage der Musik. Zum ersten Mal wurden die Europatage der Musik 1990 in Küps abgehalten. Für ein ganzes Wochenende verwandelte sich der gesamte Schulhof und ganz Küps zu einem riesigen Open Air. Zahllose Gruppen aus den verschiedensten europäischen und nicht europäischen Ländern besuchten Küps und musizierten an den verschiedensten Orten in Küps. Eine Fernsehproduktion zeigte die Schönheit der Küpser Landschaft mit seinen zahlreichen Schlössern und natürlich waren auch die Küpser Musiker live im Fernsehen zu sehen und zu hören. Dieser Auftritt war bei weitem nicht der erste. Der zweite Europatag der Musik fand im Jahre 2000 pünktlich zum Millenium statt. Am ersten und zweiten Juli 2000 kamen Kapellen und Tänzer aus Slowenien, Ungarn, Tschechei, Bulgarien, Griechenland, Portugal, Schottland, Türkei und Ukraine. Neben dem Festakt mit Staatsministern und allen Beauftragten des Musikwesens innerhalb und außerhalb Bayerns wurde auch dieser Europatag vor allem durch seinen bunten Mix an musikalischen Stilrichtungen ein Genuss für alle Besucher der Veranstaltung in Küps. Neben dem Festzug war gleich an drei verschiedenen Stellen des Pausenhofes der Volksschule Küps Bühnen aufgebaut, gleichzeitig waren Fernsehproduktionen vor Ort, der Bayerische Rundfunk schickte gleich zwei große Übertragungswagen und das Symphonische Jugendblasorchester Küps glänzte durch ein weiteres Galakonzert, dass mit dem stimmungsvollen Titel „We are the world“ und den fahneschwingenden Kindern aller Nationen stimmungsvoll diesen Europatag beendete. Damaliger Minister Dr. Werner Schnappauf, sowie der Schirmherr der Europa-Tage Reinhold Bocklet, der bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten bezeugten der Arbeit von Günter Pohl und der Marktgemeinde Küps ein „Besser kann man es nicht machen“.
Küps wieder in der weiten Welt
Die Europatage waren Nährboden und Kontaktpflege auf internationaler Ebene. Bereits nach den ersten Europatagen konnte der Kontakt zu Slowenien aufgebaut werden. Ein erster Kontakt fand dann 1996 statt, der Gegenbesuch 2000 war dann geprägt von gemeinsamen Konzerten. Leider endete der Kontakt im Jahre 2002 als das völlig neu aufgebaute slowenische Orchester beim begehrten Landesmusikfest in Bamberg in der Konzertwertung nur einen bescheidenen achten Platz erspielen konnten und daraufhin den Orchesterausflug nach Deutschland abbrachen. Viel umgänglicher waren da die Freunde aus Ungarn. Durch den zweiten Europatag und der Mithilfe von Fred Artmeier besuchten die Küpser 2001 das noch teilweise für viele fremde Ungarn, genauer gesagt den Kurort Heviz. Dort in einer freistehenden Jugendherberge machte man es sich direkt am Plattensee gemütlich, absolvierte Konzerte am Strand im Bikini und Badehose und freute sich auf eine erste Konzertreise, die im Zeichen der leichten Muse stand.
Konstanz in den Wertungsspielen
Besonders freut es die heutige Mannschaft des Symphonischen Jugendblasorchesters, dass sich 58 Orchester und Kapellen aus allen Regionen des Nordbayerischen Musikbundes und teilweise auch darüber hinaus zum Wertungsspiel beim Bundesbezirksmusikfest in Küps angemeldet haben. Zeigt diese wirklich stattliche Zahl, dass Küps in den vergangenen 15 Jahren durchaus nicht untätig war und zahlreiche Musikfeste für Wertungsspiele und Festzüge, für Standkonzerte und Auftritte im Zelt besucht hatte. Dabei stand Küps nicht nur mit dem Orchester bei Wertungsspielen vor der Jury, teilweise absolvierten bei einem Musikfest bis zu fünf Gruppen und Orchester aus Küps ihr Wertungsspiel.
Die besuchten Wertungsspiele seit dem ersten Musikfest sind daher kurz aufgelistet:
1994 Bundesbezirksmusikfest in Küps
1994 Bundesbezirksmusikfest in Pödeldorf
1995 Bundesbezirksmusikfest in Trunstadt
1995 Bundesbezirksmusikfest in Stockheim
1995 Landesmusikfest in Füssen
1996 Bundesbezirksmusikfest in Oberhaid
1996 Bundesbezirksmusikfest in Stein
1996 Bundesbezirksmusikfest in Willanzheim
1997 Bundesbezirksmusikfest in Mühlendorf
1998 Bundesbezirksmusikfest in Zeegendorf
1999 Bundesbezirksmusikfest in Neunkirchen am Brand,
1999 Bundesbezirksmusikfest in Steinbach am Wald
2000 Bundesbezirksmusikfest in Bischberg
2000 Landesmusikfest in Nürnberg,
2001 Bundesbezirksmusikfest in Oberhaid
2002 Bundesbezirksmusikfest in Kasendorf
2002 Landesmusikfest in Bamberg,
2003 Bundesbezirksmusikfest in Volkach
2003 Bundesbezirksmusikfest in Zeyern
2004 Bundesbezirksmusikfest in Großbardorf,
2004 Bundesbezirksmusikfest in Igensdorf
2004 Orchesterwettbewerb in Bad Windsheim
2005 Bundesbezirksmusikfest in Hallstadt
2005 Landesmusikfest in München
2006 kein Wertungsspiel
2007 Bundesbezirksmusikfest in Heroldsbach
2007 Bundesbezirksmusikfest in Schwürbitz,
2008 Bundesbezirksmusikfest in Gundelsheim
2008 Bundesbezirksmusikfest in Neunkirchen am Brand
2009 Bundesbezirksmusikfest in Windheim
2010 kein Wertungsspiel wegen unseres Bundesbezirksmusikfestes in Küps
2011 Bundesbezirksmusikfest in Oberhaid
2012 Bundesbezirksmusikfest in Friesen
2013 Bundesbezirksmusikfest in Kasendorf
2013 Bundesbezirksmusikfest in Weismain
2014 Bundesbezirksmusikfest in Bärnau, Oberpfalz
Wechsel in der Führungsspitze
Seit Beginn des Orchesters im Jahre 1984 wurde das Orchester von Günter Pohl geleitet, der gleichzeitig 1984 damit auch Wolfgang Riedel nicht nur als ersten Trompeter, sondern vielmehr als den ersten eigentlichen Dirigenten anlernte. Im Laufe der ersten zehn Jahre dirigierten Günter Pohl und Wolfgang Riedel gemeinsam das Orchester, was aber dann durch die zahlreichen Arbeiten dem Orchestervater immer seltener gelang. Zusätzlich zur Arbeit als Lehrer, später Konrektor und Rektor, gesellten sich ehrenamtliche Verpflichtungen im Bereich des NBMBs immer mehr dazu, sodass das Dirigieren des Orchesters mehr und mehr, schließlich ganz in den Händen von Wolfgang Riedel lag. Gemeinsam wurde zwar das Jahresprogramm besprochen, die Einstudierung übernahm dann federführend Wolfgang Riedel. Bis zum Sprung in der Höchststufe führte Wolfgang Riedel das Orchester mit regelmäßigen Auszeichnungen in der Oberstufe und Mittelstufe. Der Knackpunkt erreichte das Orchester mit der „Großen Seefahrt“ – ein Pflichtstück, dass als Höhepunkt einen gewaltigen Sturm beinhaltete. Solche Noten wie Cluster, Lautmalereien oder auch nur Geräuschen kannten weder Musiker noch Dirigent. Professionelle Hilfe musste her, die man schließlich im Landestheater-Trompeter Hubert Pfister fand. Dieser tat bereits seit einiger Zeit als Musiklehrer für die fortgeschrittenen Trompeter Dienst in der Musikschule und wurde zum Jahre 1997/1998 zweiter Dirigent des Symphonischen Jugendblasorchesters Küps, sodass in den darauffolgenden sieben Jahren bis zum Schuljahr 2003/2004 wieder zwei Dirigenten das Orchester führten. Unter der Federführung von Günter Pohl und den beiden Dirigenten befand sich das Orchester zum Millenium auf seinen ersten Höhepunkt, wurden bei Wertungsspielen alleine mit der über 70 Mann starken Orchestermannschaft eine Auszeichnung nach der anderen abgeräumt.
Die Söhne treten das Erbe an
Nach dem Tod von Günter Pohl musste als Orchester- und Musikschulleiter Holger Pohl das Amt übernehmen, noch unterstützt von zwei Dirigenten. Aufgrund beruflicher Veränderungen legte Hubert Pfister 2004 sein Amt als zweiter Dirigent nieder und wieder knapp zwei Jahre später gab zum Schuljahr 2005/2006 auch der Gründerdirigent Wolfgang Riedel aus beruflichen Gründen seinen Dirigentenstab für immer in Küps ab. Küps hatte damals zum ersten Mal seit der Gründung 1984 keinen Dirigenten mehr für sein Aushängeschild – dem Symphonischen Jugendblasorchester Küps. Als sich plötzlich Uwe Kohls, Solorepetitor am Landestheater Coburg, beim Abschiedskonzert von Wolfgang Riedel blicken ließ, war man daher mehr als froh, dass der Wechsel doch unproblematischer vonstatten gehen würde, wie anfangs gedacht.
Trotzdem währte das gute Zusammenspiel nur ein Schuljahr, da dann berufliche Veränderungen und Interessenskonflikte auch dieses Dirigentengastspiel enden ließen. Zurück blieben ein Jahr unvergessene Werke und ein stets aufgedrehter Uwe Kohls, der seine Genialität in seinen Kompositionen für Küps niedergeschrieben hatte. Die Suche musste wieder erfolgen. Nach mehreren Ausschreibungen fand das Orchester schließlich in Sabine Hickmann seine neue Dirigentin. Sie packte dort an, wo Wertungsrichter und Kritiker schon immer einen Dorn im Orchester sahen – Klangausgleich, Intonation und gemeinsame Artikulation. Eine harte Arbeit begann, die nicht unbedingt jedem Musiker auf lange Zeit Spaß machte, aber doch bereits ein gutes Jahr später den wirklichen ersten Erfolg nach 2005 einbrachte, eine Auszeichnung in der Höchststufe im Jahre 2008. Küps meldete sich wieder zurück.
Mit Sabine Hickmann kehrte die seit 2005 langvermisste Präzision ins Orchester zurück. Gleichzeitig machte sich aber auch die ständig weiterschrumpfende Orchesterlandschaft bemerkbar. Das Symphonische Jugendblasorchester besteht in seinem Jubiläumsjahr noch aus 55 aktiven Musikerinnen und Musikern, sowie einem Schülerorchester mit knapp 20 Kindern. Damit befindet man sich trotz der Wertungsspielgipfel im schlimmsten Orchestermitgliedertal seit 1994.
Die Musikalische Führung in der Übersicht
Wechsel in der Vorstandschaft des Fördervereins
Zum Jahre 2000, nach mehr als 15 Jahren Arbeit für das Orchester beendete die erste Vorstandschaft unter Leitung von erster Vorsitzenden Helga Mück ihren Dienst für das Orchester, ein erster Generationenwechsel wurde somit auch im Förderverein vollzogen. Helga Mück und ihrem Team war besonders die aufopferungsvolle Aufbauarbeit des Fördervereins, der Mitgliederwerbung und der vielen Kleinarbeiten, der sich gerade am Beginn seiner Schaffenskraft befindlichen Küpser Musikbewegung zu verdanken. Besonders hervorzuheben war dabei die Arbeit als Vorsitzende während des Bundesbezirksmusikfest Nummer eins im Jahre 1994 und die gewissenhafte Führung des Vereins durch alle Unebenheiten, die ein Musikerleben zweifelsohne mit sich bringt.
Im Jahre 2000 wurde Helga Mück dadurch zur Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt, ein Titel, der nur symbolisch diese harte Anfangszeit widerspiegeln kann, als das Küpser Jugendorchester nur eine kleine Bläsergruppe der frisch gegründeten Musikschule Küps war.
Neue Aufgabenstrukturen der zweiten Vorstandschaft
Mit den Neuwahlen im Jahre 2000 brach unter der neuen Vorsitzenden Ilse Solowan ein neues Zeitalter, nicht nur auf dem Kalender an. Neue Impulse, neue Wege mussten gegangen werden. Das neue Jahrtausend war dadurch gekennzeichnet, dass viele der Konzerte und Jahresevents mittlerweile in der Küpser Jahresgeschichte eingeschliffen waren. Neu auch, dass nunmehr gleich drei Orchester zur Versorgung und Betreuung anstanden.
Das Symphonische Jugendblasorchester präsentierte sich in anderen Dimensionen und war Ende der 90er und zu Beginn des 21. Jahrhundert mehr außerhalb von Küps wie in der eigenen Marktgemeinde zu finden. Neue Probleme galt es zu lösen. Sowohl der lang versprochene Bühnenanbau an die bestehende Festhalle, wie auch alle Möglichkeiten die Probenraumsituation – das Orchester probt bis heute immer noch in einem Klassenzimmer der Grundschule – zu lösen, scheiterten durch anderweitige Pläne des Orchesters.
Zunehmend belastete auch der starke Rückgang der aktiven Musiker immer mehr auch die Arbeit des Fördervereins, der nach wie vor auf die helfenden Hände der vielen Eltern und Freunde der Musikerinnen und Musiker angewiesen ist. Die besten Jahreskonzerte an Show und Ausstattung waren in dieser Zeit das erste Zeichen, dass man das Feld nicht kampflos räumen würde. Auch der Wegfall der beiden langjährigen Dirigenten und natürlich der Tod des Orchestervaters Günter Pohl belasteten die Arbeit sehr.
Es ist der aufrichtenden Arbeit des Fördervereins unter Ilse Solowan zu verdanken, dass Musikschule und Orchester nicht durch diese Schicksalsschläge auseinander gebrochen sind. Ihre Unterstützung sicherten Holger und Thomas Pohl den nötigen Spielraum zu, das Orchester weiter zu führen und das Erbe fortzuführen. Wie genau, wusste nach 2002 niemand so richtig.
Arbeit gegen die Trauer
Verbissen arbeitete das Orchester, Arbeit soll der beste Trostspender sein und so setzte man sich mit der Extraklasse 2004 ein großes Ziel. Diese vom Musikbund neu geschaffene „Kaiserklasse“, die eigentlich nur Auswahlorchestern offen stehen sollte, wurde das erklärte Fernziel des Orchesters. Auf Anhieb schaffte man 2004 in Großbardorf in dieser Klasse einen „sehr guten Erfolg“, was der damaligen Belobigung entsprach. Die angrenzenden beiden Jahreskonzerte 2004 und 2005 brachten an drei Tagen jeweils 1000 Zuhörer. 2005 war dann dieses Ziel erreicht, nach fast zwei Jahren Probe für zwei Wertungsspielstücke, die auch von Gastdirigenten mit einstudiert wurden (hier ist besonders Stefan Ametsbichler zu nennen), holte sich das Orchester 2005 die begehrte Auszeichnung in der Extraklasse.
Durch die darauffolgenden Dirigentenwechsel stockte für die nächsten Jahre die weiterdenkende Konzertarbeit, zu sehr war man damit beschäftigt, jedes Jahr einen neuen Dirigenten einzuarbeiten und die Hauptfinanzquellen eines Orchesterjahres bedienen zu können. Nachdem man mit Sabine Hickmann eine aufgeschlossene und qualitativ sehr gute Dirigentin gefunden hatte, brauchte das Orchester neue Ziele. So brachte Thomas Pohl zu Beginn des Schuljahres 2007/2008 die Idee des großen Bundesbezirksmusikfestes auf den Plan. Dieser Plan wurde mehr als argwöhnisch beäugt, zu sehr steckte der Stachel des gerade mal finanziell Null auf Null ausgegangenen Musikfestes 1994 noch in den Knochen. Auch musste man ganz ehrlich zugeben, dass dieser riesige Berg an Arbeit kaum zu überblicken war.
Es wurde viel debattiert und diskutiert, Umfragen wurden Online gestartet, man holte sich Rat und Zuversicht und schließlich formte sich trotz aller Gegenstimmen die klare Vorstellung, ein Bundesbezirksmusikfest 2010 zum dreifachen Geburtstag der Küpser Musikbewegung durchzuführen.
Die dritte Generation betritt die Bühne
Die Vorstandschaft des Fördervereins unter Ilse Solowan übergab bei den Neuwahlen 2008 offiziell das Zepter an den neuen Vorsitzenden Thomas Pohl mit dem Auftrag das Musikfest 2010 auszurichten. Die zweite Amtsperiode des Fördervereins nach Helga Mück war gekennzeichnet durch eine Berg- und Talfahrt der Ereignisse, und einer solide arbeitenden Vorstandschaft, die half wo sie konnte, Trost und Zuversicht spendete und den mehr als schwankenden Kahn nach 2002 wieder in sichere Gewässer brachte und somit für die nächsten Passagen den weiten Ozean der Möglichkeiten frei räumte. Unter Thomas Pohl begannen kurz nach der Neuwahl bereits im September 2008 die Vorbereitungen des Musikfestes, gleichzeitig wurde er 2009 offiziell zum Festausschussvorsitzenden gewählt.
Die Ausrichtung des Bundesbezirksmusikfestes erlaubte dem Orchester wieder ein Fernziel zu verfolgen, eine neue Aufgabe stellte sich an den Horizont, die nun in diesen Tagen abgearbeitet wird. Fast zwei Jahre der Vorbereitung wurden absolviert, und schon jetzt stehen wieder die verschiedensten Auftritte vor der Tür. Sollten die vergangenen 10 Jahre dadurch gekennzeichnet gewesen sein, dass das Orchester sein Können nur außerhalb der Landkreisgrenzen präsentierte, ist 2010 das Jahr, in dem das Orchester auch hier verstärkt in der Heimat zu hören war. Das Musikfest zeigte auch der Küpser Bevölkerung, was ein Orchester bei solchen Auftritten erleben und leisten muss, es zeigte wie nahe Freud und Leid beieinander liegen und es zeigte, dass hier noch ein Wettbewerb stattfinden kann, der nicht durch fanatische Fans gestört wird. Das gemeinsame Musizieren und Marschieren schweißt zusammen und setzt jeden Musiker auf die gleiche Stufe, egal welchen Preis er vorher bei einem Wertungsspiel gewonnen hat. Gott sei Dank muss man sagen, gibt es nur Urkunden und keine Geldpreise bei diesen Wertungsspielen im Rahmen eines Bundesbezirksmusikfestes, denn hier zählt noch der Gedanke des Besuchs und Gegenbesuchs oder vielleicht auch der Olympische Gedanke: Dabei sein ist alles!
Das Bundesbezirksmusikfest 2010 liefert den Anstoß
Die letzten Töne waren verklungen, die Fahnen wurden eingerollt und die Musikerinnen und Musiker aus benachbarten, befreundeten und bekannten Kapellen und Orchestern verließen nach einem langen Wochenende der Musik wieder die Marktgemeinde Küps. Das Bundesbezirksmusikfest wurde gut angenommen. Insgesamt konnte die Vorstandschaft unter dem Festausschussvorsitzenden Thomas Pohl und zweitem Vorsitzenden Michael Scheler sehr zufrieden mit dem Fest sein. Mehr als 55 Kapellen und Orchester nahmen an zwei Tagen an ingesamt drei Prüfungsorten an den Wertungsspielen des Nordbayerischen Musikbundes in den Kategorien: „Konzertant“, „Traditionell“ und „Spiel in kleinen Gruppen“ teil. Über 65 Gruppen marschierten am Sonntag im großen Festumzug durch Küps von der Schule bis zum Festplatz, der im geografischen Dreieck zwischen Küps, Oberlangenstadt und Tüschnitz eingebettet war. Mehr als 300 Helferinnen und Helfer aus dem Förderverein und vielen befreundeten Vereinen standen in den vier Festtagen und der Aufbauwoche zur Verfügung, um das Fest zu einem guten Gelingen zu führen und durch die große Unterstützung der Marktgemeinde Küps mit seinem Bauhof, sowie der Firma Mühlherr konnten auch selbst strenge Auflagen des Ordnungsamtes und der engagierten Top-Acts geschultert werden. Besonderer Dank soll noch einmal an Helmut Weidmann mit seinen Hinterviertlern ausgesprochen werden, die sich für das gesamte Essen verantwortlich zeichneten, sowie an die Ortsfeuerwehren der Marktgemeinde Küps, die den gesamten Verkehr zu und von den Wertungsspielen und die Verkehrsregelung bei den Festzügen inne hatten.
Der Zapfenstreich am Sonntag, den das Orchester auch als Dankeschön für alle Helfer und Helferinnen persönlich am Neuen Schloss spielte, rundete das Bundesbezirksmusikfest würdig ab. Nach dem Rückmarsch zum Zelt lagen sich zu Recht im mittlerweilen dunklen, leeren und eiskalten Festzelt die Musikerinnen und Musiker in den Armen. Die eine oder andere Träne kullerte zu Boden, fiel doch die große Anspannung eines solchen Festes nun auch von den Verantwortlichen ab. Es hatte soweit alles geklappt und trotz des kältesten Wochenendes im Mai seit zehn Jahren hatte man es geschafft, Gäste und Musikbegeisterte in das Festzelt zu locken, dort zu unterhalten und zu bewirten. Nun galt es also, die „Reste“ des Musikfestes in den nächsten Tagen zu beseitigen und mit der positiven Kraft, die dieses Fest gegeben hatte, in den nächsten Jahren weiterzuarbeiten.
Geplanter Wechsel an der Vereinsspitze
Bereits im Vorfeld des Bundesbezirksmusikfestes 2010 gab Thomas Pohl bekannt, dass er nur für eine Periode als erster Vorsitzender zur Verfügung stehen würde und im Wahljahr 2010 nach dem Bundesbezirksmusikfest dieses Amt wieder abgeben werde. Nachdem im Vorfeld wirklich keine Zeit war, sich neben den Vorbereitungen auch um eventuelle Nachfolger zu kümmern, wurde dieses Thema für den Herbst 2010 wieder aktuell. In diesem Zusammenhang wurde während des Zeltabbaus auch die weitere Zukunft des Vereins für die nächsten Jahre von zwei Herren beschlossen: Michael Scheler und Peter Heinz. Sie vereinbarten eine gemeinsame Zusammenarbeit als Vorstandschaft mit dem Ziel, durch den guten Rückenwind, den das Bundesbezirksmusikfest 2010 überall hinterlassen hatte, ein weiteres – wahrscheinlich letztes Mal – das Thema Probenheimneubau anzugehen. An der Generalversammlung am 1. Juli 2010 wurden Michael Scheler als 1. Vorsitzender und Peter Heinz als 2. Vorsitzender neu gewählt. Als Kassiererin wurde Katharina Meusel bestätigt und Jasmin Pohl wurde als neue Schriftführerin in die Vorstandschaft gewählt. Thomas Pohl wurde als erster Vorsitzender des Fördervereins für die Zeit von 2008 bis 2010 in Verbindung mit seinem Amt als Festausschussvorsitzender herzlich bedankt. Leider hinterließ das Fest und die Mammutvorbereitung zu diesem Bundesbezirksmusikfest neben vielen schönen und unvergesslichen Momenten auch Schrammen, die sich nicht einfach wie einen benutzten Festplatz wieder aufräumen ließen. So war es bedauerlich, dass das Ende des Bundesbezirksmusikfestes auch das Ende der aktiven Arbeit von Thomas Pohl, einem der Gründungsmitglieder des Orchesters seit 1984, bedeutete.
Die Luft wird dünner – kein Platz mehr für das Orchester?
Der bisher fest eingeplante Bereich der Musikschule in den Gebäuden des Mittelbaus wurde zunehmend in Frage gestellt. Bereits in den Jahren 2007/2008 musste das Orchester den angestammten Probenraum auf Weisung der damaligen Schulleitung unter Werner Löffler räumen, um den Bedürfnissen eines Kollegen der Volksschule Platz zu machen. Das Orchester wurde erstmals im Hauptgebäude der Schule untergebracht und musste im Behelfsraum H 105 ein mehr als klägliches Dasein fristen.
Gott sei Dank konnte dieser Zustand nach gut zwei Jahren wieder rückgängig gemacht werden. Auch die Belegung des Mittelbaus durch die normale Unterrichtstätigkeit der Musikschule änderte sich spürbar. Mit dem Aufkommen der offenen und gebundenen Ganztagesklassen, sowie der Mittagsbetreuung wurden immer mehr außerunterrichtliche Räumlichkeiten der Musikschule zurück gefordert. Besonders bitter für das Orchester war die Aufforderung, das ehemalige Fotolabor der Schule für die Belange der Ganztagesgrundschulklassen zu räumen. Immerhin beinhaltete dieser Halb-Kellerraum, der in mühevoller Kleinarbeit von den Hausmeistern der Schule Heinz Weidmann und Karl-Heinz Weber für die Orchester hergerichtet wurde, das gesamte Requisitenmaterial der vergangenen 15 Jahreskonzerte. Alle Bühnendekorationen, die Bühnenausstattungen wie Notenständer, die großen Bühnenbilder und vieles mehr mussten heraus geräumt werden und konnten glücklicherweise im Heizungskeller des Mittelbaus zwischengelagert werden.
Das Bestreben der Dirigentin war es, das Orchester durch eine präzise Ausbildung im Ensemblespiel für die nächsten Jahre fit für den Weg zurück zur Extraklasse zu machen. Küps sollte der Leuchtturm sein, der im gesamten fränkischen Bereich die Leistungsfähigkeit des Orchesters aufzeigen sollte. Seit dem Weggang von Wolfgang Riedel im Jahre 2006 war das Orchester nicht mehr so erfolgreich. Konzerte attraktiv für den Zuschauer zu gestalten, war nach wie vor das Bestreben der Musikschulleitung. So wurden auch außergewöhnliche Konzertplätze gesucht. Ein besonderes Highlight war daher die Organisation des Adventskonzertes in der Basilika Vierzehnheiligen. Dieses große Konzert begeisterte zum Einen die Zuhörer, warf aber trotzdem Fragen bei den Traditionalisten auf.
Das Orchester stolpert über die Black Box
Erste Reibungspunkte zwischen Dirigentin und Teilen des Orchesters brachten somit die unterschiedlichen Auffassungen gegenüber der abstrakteren Musikauswahl zu den Konzerten. Das Jahreskonzert 2010 als Best-of-Konzert zum Jubiläumsjahr wurde im Handel mit der Durchführung des „Black-Box-Konzeptes“, dem bisher aufwändigsten Jahreskonzert eingetauscht. Im besagten Konzert, das sich am besten als „Schwarzlichtkonzert“ erklären lässt, saßen die Musikerinnen und Musiker versteckt vor den Zuschauern hinter der Bühne.
Die Bühne selbst – ein riesiger, schwarz abgehängter Kasten, der auf mehr als 100 Europaletten ruhte – bildete eine Theaterbühne der alten Zeit, in der Darsteller zentral das Geschehen steuern konnten. Alleine die logistische Meisterleistung zu diesem Konzert, das mehr als 3 LKWs nur an Material benötigte, verdiente einen immensen Respekt an die Aufbautruppe.
Leider waren die Vorbereitungen zur Black Box immer mehr von Konflikten innerhalb des Orchesters begleitet. Musiker verweigerten die Probenarbeit, es erfolgten gegenseitige Anschuldigungen, ob Übungsleistungen und Anforderungen noch in Relation stünden oder nicht. Es gipfelte schließlich darin, dass Musiker selbst vom Besuch des Konzertes abrieten und so besuchten gerade einmal knapp 350 Besucher die beiden Vorstellungen der „Black Box“. Das Orchester war soweit, in zwei Gruppen zu zerfallen: für die Dirigentin oder gegen die Dirigentin.
Eine Vermittlung wurde immer schwieriger, da es kaum Kompromissbereitschaft gab. Die Sorgen und Nöte der Musiker wurden seitens der Dirigentin nicht akzeptiert. Hinzu kamen, dass durch das Studium in den Niederlanden eine geregelte Probenarbeit nicht mehr gewährleistet war. Auftritte mussten abgesagt oder dankenswerterweise von Teresa Diller dirigiert werden. Auch der für das Orchester so wichtige Konzerttermin beim „Freischießen“ in Kronach wäre um ein Haar ins Wasser gefallen. Die Zukunft des gesamten Orchesters stand somit auf dem Spiel. Die Musikschulleitung musste handeln.
In ersten Gesprächen trat Holger Pohl nun an Wolfgang Riedel heran, war er doch lange Jahre ein Garant für große Erfolge des Orchesters gewesen. Dieser war für eine Neuaufnahme des Dirigentenamtes in Küps bereit und so stand im September 2011 Wolfgang Riedel nach seiner Feuertaufe am Freischießen in Kronach wieder als Dirigent vor dem Symphonischen Jugendblasorchester. Leider waren damit die Konflikte nicht ausgeräumt, sondern fanden auch in dieser Entscheidung neuen Nährboden. Als Konsequenz dieser Streitigkeiten sah sich Holger Pohl nicht mehr in der Lage, das Orchester weiter zu führen – zu groß waren die Anschuldigungen geworden. Er gab das Amt des Orchesterleiters, das er seit 2002 als Musikschulleiter innehatte, an Wolfgang Riedel ab.
Erfolgreiche Jahreskonzerte einen die Truppe
Im Februar 2012 öffnete sich der Vorhang zum ersten Jahreskonzert wieder unter Führung von Wolfgang Riedel. Mit dem Konzept „In 80 Tagen um die Welt“, das unterhaltsam von Schauspielern erzählt wurde, füllten sich auch wieder die Reihen in der zuletzt halb leer gebliebenen Festhalle. Das Orchester spezialisierte sich auf seine Tugenden zurück, nicht nur qualitativ hochwertige – sondern auch eingängige – Musik vorzustellen, sondern diese auch in ein entsprechendes Bühnenbild einzupacken.
Mehr als 4 Monate standen daher in den Werkhallen der Firma Mühlherr tapfere Recken unter Leitung von Roland Ringlstetter, um in gigantischer Kleinarbeit ein Modell der Tower Bridge aus Hartplastikrohren, Styropor, Schalholz, etc. zu bauen. Immerhin hatte die fertige Brücke eine Höhe von über 4,50 m und eine Spannweite von gut 14 m. Auf drei LKWs mussten die Einzelteile transportiert werden, um sie sicher von den Werkhallen der Firma Mühlherr zur Festhalle zu bringen. Das Aufeinandersetzen der Teile war dann noch ein besonderes Abenteuer und bedeutete nervenzerfetzende Anspannung für alle Aufbauer und für alle Modellbauer.
Das Konzept, bekannte und eingängige Melodien, gewürzt mit spielerischer Präzision und Anspruch, serviert mit Charme und Witz, verfehlte seine Wirkung nicht. Über 500 Zuschauer besuchten die beiden Konzerte und ebenfalls über 500 Zuschauer konnte das Orchester beim Eröffnungskonzert auf der Seebühne im Kronacher Landesgartenschaugelände begrüßen, als das Konzert ein drittes Mal in diesem Jahr aufgeführt wurde.
2013 entführte man das Publikum mit „Nimmerland – Auf der Suche nach dem Kinderlachen“ in die Welt von Peter Pan. Das Schülerorchester konnte dabei als die Hauptfiguren des Theaters mit in das Konzert eingebaut werden. Die Geschichte stammte wieder aus der Feder von Holger Pohl und umrahmte das Konzertprogramm von Wolfgang Riedel. Mit diesem „Duett“ brachte man mit über 600 Zuschauern den Stellenwert der Jahreskonzerte wieder auf das Niveau von 2004/5.
Man musste nun ehrlich fragen: Lenkt ein Theaterstück vom eigentlichen Musikgeschehen ab oder unterstützt es das Konzert? Es spricht von einem neu gewonnenen Selbstvertrauen, wenn sich nach dem Konzert „Nimmerland“ der Wunsch des Orchesters etablierte, ein klassisches Konzert ohne Show auf die Bühne zu bringen. Benötigt man eine große Theatershow, wenn die Stückauswahl und die Qualität der Darbietung passen? In der ersten Märzwoche 2014 öffnete sich somit die Konzerthalle für das Jahreskonzert „Von Legenden, Mythen und Abenteurern“. Das Besondere hierbei war zum ersten Mal seit Jahren ein klassisches Konzert ohne Theatereffekte mit einer klassischen Moderation und einer gelungenen Lichtuntermalung. Beide Konzerte waren restlos bereits im Vorverkauf ausverkauft.
Es gilt den Finanzierungsteppich zu weben – Masche für Masche
Neben den Probenarbeiten wurden die Fäden für das Probenheim zu einem tragfesten Teppich gesponnen. Durch die mündliche Zusicherung von Fördermitteln, die seitens der Oberfrankenstiftung und auch dem Kultusministerium fließen könnten, zeigten sich neue Möglichkeiten einer Finanzierung auf. In zahllosen Gesprächen wurde das Paket Probenheim immer fester gesponnen. Im Dreigestirn waren dies für die Kontakte zum Nordbayerischen Musikbund Holger Pohl, für die fachliche Seite der Bauplanung Peter Heinz und als Verantwortlicher und Bauherr seitens des Fördervereins Michael Scheler. Mit dem damaligen Bezirksvorsitzenden und geschäftsführenden Präsidenten des NBMBs Herbert Lorenz fand man einen seit vielen Jahrzehnten eng verbundenen Mitstreiter für das Küpser Orchester. Schon seit Jahrzehnten unterstützten die Küpser alle Belange des Nordbayerischen Musikbundes, stellten Räumlichkeiten und Equipment zur Verfügung, wurden als Dozenten berufen oder zeigten jährlich Präsenz bei Wettbewerben, Wertungsspielen und vielem mehr.
Auch Landrat Oswald Marr, der schon als Bürgermeister von Küps den Werdegang des Orchesters genau verfolgte, sicherte seine Hilfe zu. Letztendlich sollte das Probenheim durch mehrere Säulen gesichert werden:
- Aufgrund der herausragenden Verdienste des Orchesters im Laufe von mehr als 25 Jahren für die Region und überregional, wurde seitens des Kultusministeriums der Zuschuss bewilligt.
- Ebenso sicherte die Oberfrankenstiftung für diesen Neubau ihre Hilfe schriftlich zu. Damit waren rund 35% der zu erwartenden Bausumme bereits gedeckelt.
- Neben der Säule der Zuschussmöglichkeiten, stellte das seit 1985 angesparte Vermögen des Fördervereins die zweite finanzierende Säule und damit das zweite Drittel des Vermögens dar.
- Die Marktgemeinde Küps stimmte mit ihrem Marktgemeinderat fast einstimmig dafür, die fehlende Summe zu ergänzen, außerdem gab die Marktgemeinde die Erlaubnis auf dem Gelände der Schule Küps ein weiteres Gebäude zu errichten und stellte somit den Bauplatz zur Verfügung.
Damit war der wichtigste Schritt getan – die Finanzierung war gesichert.
Eine jahrzehntelange strenge Sparpolitik des Fördervereins, die sicherlich auch immer mal für Misstimmungen gesorgt hatte, zahlte sich jetzt ebenso aus, wie der konsequente Weg des Orchesters, ein musikalisches Aushängeschild für Oberfranken zu werden. Leistungsgedanke und Einsatz aller Verantwortlichen wurden jetzt gleichwohl Rechnung getragen.
Ende August 2012 erfolgte der allererste Baustelleneinsatz: Auf dem Gelände der alten Kugelstoßanlage wurden die umrahmenden Pflastersteine herausgerissen und gestapelt. Der mehr als 3 Meter hohe Maschendrahtzaun wurde eingerollt und das Gelände wurde zufahrsicher hergerichtet, denn bereits einige Tage später rollten die Bagger auf die neue Baustelle.
Eine Zeitkapsel wird versenkt
Seit Wochen dröhnten Bagger auf dem Schulgelände – so einfach würde die Angelegenheit nun doch nicht werden. Trotz etlicher Bodenproben wurde erst durch eine wirkliche Probebohrung den vagen Vermutungen Gewissheit gegeben – das Probenheim stand auf „tönernen“ Füßen. Die Kugelstoßanlage befand sich auf einen geographischen Ort, der vormals einen kleinen Teich beinhaltete, der mittels einer Rohrleitung Frischwasser zum Neuen Schloss förderte.
Im Zuge der Großbaustelle des Schulzentrums Küps – ab 1978 – wurde das gesamte Gelände im wahrsten Sinne des Wortes zugepflügt und mit Bauschutt und allem anderen quasi trockengelegt. Eine einfache und logische Sache, bedenkt man, dass nur etwa 10 cm Gummi-Asphalt und der Sand der Kugelstoßanlage zu tragen wären. Jetzt aber sollten die Mauern des Probenheims an dieser Stelle ein festes Fundament finden und da gestaltete sich die Angelegenheit schwieriger. Insgesamt musste eine fünfstellige Summe an Beton zusätzlich investiert werden, den grundlosen Bauplatz soweit mit Streifenfundamente zu verfestigen, dass ein sicherer Stand des Probenheims gewährleistet war. Eine erste Feuertaufe an der Baustelle war bestanden. Die Grundplatte des Probenheims stand bereit zum Guss und somit wurde es an der Zeit, den Baustart gebührend zu feiern.
Förderverein und Bläserjugend waren schnell einer Meinung, dass die Versenkung einer Zeitkapsel in die Grundplatte eher den symbolischen Wert für dieses Projekt tragen würde, wie die bloße Setzung eines Grundsteins. So wurde eine Zeitkapsel gefertigt, die neben der Festschrift zum Bundesbezirksmusikfest 2010 noch etliche Bilder und Zeitungsartikel des Orchesters beinhaltete. Fest versiegelt wurde sie dann von Landrat Oswald Marr, Bürgermeister Herbert Schneider und Herbert Lorenz in ein vorbereitetes Loch der Bodenplatte versenkt.
Das Orchester und der Förderverein freuten sich sehr, dass sie zu diesem Meilenstein der Orchestergeschichte, zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnten. Es war die Aufgabe von Holger Pohl, die mehr als 20-jährige Wartezeit des Orchesters auf diesen Tag in einem geschichtlichen Rückblick Revue passieren zu lassen.
Den meisten der heutigen Orchestermitglieder war und ist nicht klar, dass die Pläne eines Probenheims bereits seit 1994 beantragt und diskutiert worden sind.
Hier ist der Originaltext der Laudatio zur Zeitkapselversenkung vom 13. April 2013
Festrede zur Grundsteinlegung und Versenkung der Zeitkapsel
Samstag, 13. April 2013
Sehr verehrte Festgäste, Ehrengäste, Musikerinnen und Musiker,
es ist mir eine besondere Freude und Ehre zur heutigen Grundsteinlegung die Festansprache halten zu dürfen. Der heutige Tag beendet eine nunmehr 20-jährige Wartezeit. Das Küpser Probenheim wird gebaut. Der Bau des Probenheims ist eng mit den Geschicken des Orchesters verwoben und ich darf in meinem Part die wichtigsten Stationen auf den Weg zum Probenheim noch einmal aufleben lassen.
Früher war es guter Brauch, dass sich die Musikanten und auch Sänger eines Dorfes in einer Gastwirtschaft zum gemeinsamen Musizieren trafen. Wirklich jedes Dorf hatte noch vor gut 50 Jahren einen solchen geselligen Treff, meist waren es Gaststätten, die einen kleinen oder größeren Nebensaal hatten. So wurde das Angenehme gleich mit dem Nützlichen verbunden, es wurde dem Gesang und der Musik gelauscht – was an diesen Tagen auch einige Zecher in die Wirtschaften brachte – gleichzeitig wurde somit auch der Nachwuchs angeworben und nicht zuletzt stand das Ganze unter dem Siegel der privaten Fortbildung seiner Stimme oder auf seinem Instrument. In vielen Gasthäusern finden sich noch Relikte aus dieser Zeit: Urkunden, Stammtischaschenbecher, sogar in einem besonderen Schrank finden sich eventuell noch Notenmappen, vielleicht gar eine Vereinsfahne.
Wir schreiben das Jahr 1984. Auch das Jugendorchester Küps suchte nach einer Bleibe. Zwar stellte man relativ schnell fest, dass die gerade frisch gebaute Schule – das Hauptgebäude mit kombinierter Turn- und Festhalle, einem Hallenbad, etc. genügend Raum für die nachmittägliche Belegung bot, jedoch galt dies meist nur für den Gruppen- bzw. Einzelunterricht. Bereits beim damaligen Hauptschulchor der Schule, der in Spitzenzeiten an die 50 Jugendliche hatte, war das Platzbedürfnis schon etwas schwerer zu stemmen. Gab es zu dieser Zeit nur als größten zur Verfügung stehenden Raum die sogenannte Mehrzweckaula, die mittels schiebbarer Trennwand den größeren Innenpausenbereich des Mittelbaus im ersten Stock zu einem Klassenzimmer umfunktionierte und jetzt in einem integrierten Umbau den Kleinen Festsaal beherbergt.
Die erste Formation des Jugendorchesters Küps traf sich demnach 1984 in den Räumen der Volkshochschule Küps in den Kellerräumen des Westgebäudes. In diesen Räumen befinden sich heute die Funktionsräume der Mittagsbetreuung, der Mensa, sowie der offenen Ganztagesbetreuung. Man kann sich vorstellen, dass alleine durch die niedrige Deckenkonstruktion ein effektives Proben auch nur auf Dauer, nicht aber für ewig hier abgehalten werden konnte. Dank galt und gilt bis heute unserer dritten Bürgermeisterin Helga Mück, die in ihrer damaligen Doppelfunktion der Außenstellenleiterin der Volkshochschule Küps und der Geschäftsführerin der Musikschule Küps sich hier entscheidend für die Verwirklichung der Musikschule Küps und ihrer Orchester mit einsetzte – bis zum heutigen Tag. Vielen Dank an dieser Stelle, dir liebe Helga.
Es würde jetzt zu weit ins Detail gehen, wenn man die vielen Probe-Umzüge in den ersten Jahren noch einmal aufrollen wollte. Mittlerweilen war es aus verschiedenen Gründen auch nicht mehr möglich, die wirklich nahezu explodierende Anzahl an Unterrichtsstunden, Ensemblestunden, Dirigententätigkeiten – quasi nebenbei – über die Volkshochschule mit abrechnen zu lassen. Zweistellige Wachstumszahlen konnte man in den 80er Jahren und noch zu Beginn der 90er Jahre in der Musikschule verzeichnen. Mehr und mehr Klassenräume wurden im Mittelbau, der sich mittlerweilen als der feste Sitz der Musikschule etabliert hatte, belegt und der nächste feste Probenraum nach dem Keller im Westgebäude kam im Jahre 1989 durch den Raum M 108. Dieses Klassenzimmer beherbergte das Orchester für mehr als 6 Jahre bis zum Jahre 1990/91.
Da nicht nur der Zulauf in der Musikschule immer mehr wuchs, sondern auch die Jugendarbeit in der ersten Bläsergruppe, wuchs das Orchester auch stetig an. In Spitzenzeiten drückten sich an die 60 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren im Klassenzimmer M 108 herum, sodass dieser Raum auch einfach zu klein wurde. Bereits Ende der 80er Jahre stand fest, dass die Schule Küps trotz ihrer Größe keinen geeigneten Probenraum aufweisen konnte, der von der Größe oder den klanglichen Möglichkeiten, einem Orchester in diesen Dimensionen auf Dauer gewachsen war.
So wurde zu Beginn der 90er Jahre ein Klassenzimmerwechsel vorgenommen – im Raum M106, dem aktuellen Probenraum konnte man eine leichte Erweiterung durch den Anbau verbuchen, gleichzeitig wurde das Projekt eines Probenheimes zum ersten Mal ernsthaft aufgegriffen.
Der erste Versuch, den Grundstock für ein Probenheim vor allem durch Sponsoring, Werbung und natürlich finanziell gesehen, zu erreichen, sollte mit dem ersten Musikfest in Küps zum 10-jährigen Bestehen des Orchesters im Jahr 1994 gemacht werden. Das erste Bundesbezirksmusikfest fand 1994 großen Anklang in der Bevölkerung. Mehr als 80 Gruppen, Gruppierungen, Vereine und Verbände marschierten alleine am Festsonntag durch Küps und bescherten den Küpser Musikern einen guten Umsatz. Leider wurde dieser durch den von der Bevölkerung nicht angenommenen Auftritt der Spider Murphy Gang komplett aufgefressen, sodass man Dank der Hilfe und Unterstützung der Marktgemeinde Küps dankbar sein konnte, mit einer schwarzen Null aus dem Fest herausgekommen zu sein. Das Projekt Probenheim erlitt seinen ersten großen Dämpfer.
Durch die große Anzahl an Kindern, die die Musikschule zu Beginn der 90er Jahre besuchten, konnte dennoch seitens der Marktgemeinde ein anderes Projekt angegangen werden, der Kleine Festsaal, als musikalischer Veranstaltungsort mit einem Besucherraum von 100 Zuhörern konnte zu Beginn des Schuljahres 1994/1995 eingeweiht werden. Angeregt durch Günter Pohl und unter dem damaligen Bürgermeister Oswald Marr verwirklicht, stellte der Kleine Festsaal für die Belange der Musikschule bis heute ein Kleinod dar. An dieser Stelle möchte ich noch einmal den Dank an unseren Landrat Oswald Marr aussprechen, der sich nicht nur in seiner Amtszeit ebenfalls sehr um die Belange der Musik eingesetzt hat und auch bei der Verwirklichung des Probenheims maßgeblich mit beteiligt war. Vielen Dank Herr Landrat Marr für ihren Einsatz.
Die große Festhalle mit ca. 400 Plätzen war für verschiedene Veranstaltungen der Musikschule einfach zu groß, ein Klassenzimmer wiederum viel zu klein. Das Mittelmaß fand man im Umbau des ersten Stockwerks des Mittelbaus zum Kleinen Festsaal. Schnell wurde jedoch klar, dass dieser Raum fast zu schade für die tägliche Probenarbeit sei und so wurde dieser Raum bis heute von den Musikern geschont. Wenn man diesen Kleinen Festsaal heute nach fast 20 Jahren ansieht, dann muss man auch ehrlich sagen, dass sich diese Schonung ausgezahlt hat. Der Kleine Festsaal steht immer noch sauber da. Kein Wunder, dass sich immer mehr schulische und außerschulische Gruppierungen diesem Raum bedienen.
Mitte der 90er Jahre konnte dann die mittlerweilen zweite Generation der Bläserjugend mit Thomas Pohl und Markus Höfner an der Spitze den nächsten ernsthaften Vorstoß durchführen. Markus Höfner setzte sich als gelernter Bauzeichner ans Brett und erschuf den ersten offiziellen Plan eines Probenheims, genau auf diesem Bauplatz, an dem wir jetzt stehen – die alte Kugelstoßanlage. Bereits Mitte/Ende der 90er Jahre war dieser Teil der Außensportanlagen der am wenigsten genutzte Teil des Schulgeländes und daher als Bauplatz – vor allem in direkter Nähe zum Zentrum der Musikschule, dem Mittelbau – ideal.
Aus verschiedenen Gründen wurde dieses Projekt erstmal jedoch nicht weiterverfolgt. Dazu zählten zum Einen, die Proteste, die sich doch im Bereich des Schulsports regten. Zum Anderen aus dem Problem heraus, dass es durchaus auch Gegenstimmen zu diesem Platz gab, der aus damaliger Sicht ungeeignet erschien, da er weder einen externen Zugang hatte, und eher versteckt im letzten Winkel des Schulgeländes. Außerdem konnte man sich zu dieser Zeit einen Anbau an das riesige, Schulgebäude einfach noch nicht vorstellen und die Stimmen waren nach dem nicht gerade finanziell üppigen Musikfest 1994 auch sehr verhalten geworden.
Dennoch setzten diese Jahre musikalisch den Grundstein für den zweiten möglichen Standort eines Probenheims – die Jahreskonzerte: 1994 konnte mit „Phantom der Oper“ das erste Jahreskonzert überhaupt aus der Taufe gehoben werden.
Nach sensationellen Konzerten wie „Der blaue Planet“, „Vom Hollywood zum Broadway“, „Joseph“ „Miss Saigon“ und vielen anderen wurde der Bühnenanbau als Probenraum für das Orchester diskutiert. Der Plan schien sehr einfach: Da hinter der Festhalle – aus welchen Gründen auch immer – der damalige Architekt ein gigantisch großes Blumenbeet von fast 100 Quadratmetern eingeplant hatte, war seitens des möglichen Bauplatzes her, die Frage relativ schnell geklärt. Der Bühnenanbau an die Festhalle gestaltete sich dann doch schwieriger, wie es sich alle Orchestermitglieder nebst Förderverein vorstellen hätten können.
Statement auf Statement wurden verfasst – Machbarkeitsstudien, Zuschussanträge und etliches mehr wurden geschrieben, gegengezeichnet, versandt, revidiert, und von vorne. Kurz, es war ein Drama. Die brachliegende noch nicht mal angefangene Baustelle zehrte damals tief an den Nerven, war das Orchester in den Spitzenzeiten der End-90er Jahre mittlerweilen auf über 70 aktive Musiker im Hauptorchester und ebensoviele in den beiden Nachwuchsorchestern angewachsen.
Ein Proben im Klassenzimmer M106 war nicht mehr möglich, wie auch! Ab diesem Moment begannen die Notlösungen, die weder dem bespielbaren Material, noch der Motivation des Orchesters gut taten. Der mehrmalige Transport pro Woche des gesamten Equipments quer durch die gesamte Schule ins Foyer des Hauptgebäudes, was damals die einzige noch einigermaßen freie Großfläche des gesamten Schulzentrums darstellt – bis heute – ermöglichte trotz des großen Aufwandes immerhin eine Probenarbeit. Das Foyer ist der letzte, größere freie Platz, der in den Abendstunden auf dem Schulgelände noch genutzt werden kann.
Der Anbau an die Festhalle wurde im gleichen Atemzug mit den nötigen Renovierungsarbeiten an der Schule wie z.B. den beinahe herabfallenden Betonfassaden beerdigt. Seit 1997 reihte sich jährlich eine Baustelle an dieser Schule an die andere. Nach der Beinahe-Katastrophe der Betonfassaden, deren Abnahme und zweifacher Neuverkleidung der Schule, gesellten sich die Schwimmbadsanierung, KIWI-Sanierung, Hackschnitzelanlage, Stockwerkssanierung des Hauptgebäudes und vieles mehr jährlich aneinander.
Es ist definitiv zu bewundern und gut zu heißen, was die Küpser Gemeinde jährlich für die Schule investierte und investert. Jedoch brachte dies uns nicht unbedingt weiter, stand natürlich ein Probenheim in der Dringklichkeit immer hinter notwendigen Sanierungsmaßnahmen.
Immer steckte das Orchester zurück – zwangsläufig – wurde dann doch wieder ein als sicher geltender Bau-Termin mit einem Federstrich revidiert. Besonders frustrierend, betrachtet man sich die Erfolge, die die Orchester nun beinahe im halbjährlichen Takt für die Gemeinde Küps einfuhren. Zwei Europatage der Musik wurden nicht nur wegen der Musik und unter Mithilfe des Bayerischen Rundfunks mit Fred Artmeier nach Küps geholt, vielmehr auch um Möglichkeiten des Sponsorings über die Marktgemeindegrenzen hinweg zu erfahren.
Die erste Konzertreise nach Japan hätte vor Ort beinahe einen große Spende gebracht, die aus den Kulturtöpfen des größten dortigen Musik-Sponsors hätte kommen sollen: „Nippon Steel“. Leider war diesem Konzern dann eine Spende außerhalb japanischer Grenzen doch nicht möglich, trotzdem konnte sich das Küpser Orchester eine Woche im Ferienhaus von Nippon-Steel während der ersten Japantour 1995 verpflegen lassen. Ein Reise, die die Orchestermitglieder aus dem 90er Jahrzehnt sicherlich nicht vergessen werden.
Das Millenium war gerade rum, weitere Orchesterreisen nach New York, Kanada wurden unternommen, traf die traurige Nachricht, dass der Motor des Orchesters, Günter Pohl, wohl keine Chance mehr auf Heilung seiner Krebserkrankung haben wird, das Orchester wie ein Keulenschlag ins Gesicht.
Zu diesem Zeitpunkt war das Probenheim schlagartig nebensächlich geworden, mussten doch Musikerinnen und Musiker, Familie, Freunde des Orchesters mit ansehen, wie diese heimtückische Krankheit diesen kreativen Menschen langsam aber sicher besiegte.
Als letzten Gruß an seine Musiker, schickte Günter Pohl, damals dann schon unter seiner vorher festgelegten zukünftigen Leitung von den Söhnen Holger und Thomas Pohl noch einmal auf die große Auslandsreise nach Japan im Jahre 2002. Die Reise war wie sieben Jahre vorher ebenfalls wieder ein großer Erfolg und Günter konnte seine Musiker bei der Ankunft noch mal begrüßen. Bereits nicht mal ein Vierteljahr später mussten das Küpser Orchester zum ersten Mal seit seiner Gründung einen aktiven Musiker zu Grabe tragen. Günter Pohl verstarb am 10. Oktober 2002.
Vielleicht war es Fügung, sehr wahrscheinlich aber die Liebe zur Musik und der Wille, eine solche Gesamtleistung und Musikbewegung weiter zu unterstützen, dass in das tiefe Loch der Trauer, zumindest bzgl. des Probenheims trotzdem ein Lichtstrahl erschien. Es war am zweiten Weihnachtsfeiertag 2003. Quasi ein Jahr später bekam ich einen geradezu befehlenden Anruf, mich heute Abend noch in der Schule Küps einzufinden, um eine Ortsbegehung durchzuführen.
Und so geschah es, am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen 18.00 Uhr saßen ich, Otto Mühlherr und Peter Heinz – damals noch Junior am Saxophon – auf den Tischen der Übungsklaviere in der Zelle 2, blickten auf diese Kugelstoßanlage, soweit es das trübe Licht der Zellen zuließ und diskutierten die Möglichkeiten eines Probenheimes und die Bedürfnisse, die ein Orchester mit einem Probenheim benötigen würde.
In dieser zweiten Weihnachtsfeiertagsnacht nahm dann der dritte Plan eines Probenheims Gestalt an. Er sollte wieder an der Rückwand der Festhalle direkt an der Mauer erfolgen und zwar nicht als Bühnenanbau, der eine direkte Verbindung zum Innenraum hatte, sondern vielmehr nur als ein dreiwandiger Anbau, dessen vierte Wand die Rückwand der Festhalle bildete.
Die Größe wurde wieder ins bereits besagte Blumenbeet geplant, sodass auch keine Querelen mit der Schule oder unserem befreundeten Verein den „Hinterviertlern“ zu befürchten war. Diese Pläne wurden ebenfalls, wie viele Pläne vorher eingereicht und diskutiert, es wurden Statements, Ortstermine und weitere Planungen unternommen. Auf dem Platz, der den relativ kostengünstigen Anbau – zugegeben ebenfalls ein reiner Zweckbau – des Probenheims zugedacht war, befinden sich jetzt die Bunker der Hackschnitzelanlage.
Mittlerweilen konnte das Orchester – angespornt, trotz des Todes seines Orchesterleiters nicht aufzustecken, seine musikalisch größten Erfolge einfahren. Ein dritter Platz im Orchesterwettbewerb in Bad Windsheim war nur der Anfang, der „ausgezeichnete Rang“ in der Extraklasse zum Bundesbezirksmusikfest in Hallstadt ein Jahr später war die groß gefeierte Fortsetzung.
Leider machte sich der fehlende Motor, die zunehmende „negative“ Entwicklung in der Freizeitwelt der Kinder und Jugendliche, eine veränderte Schulstruktur und letztlich auch finanzielle Möglichkeiten immer mehr bemerkbar, dass der Status der Musik anfing in Küps zu schwinden. Übertrittsstress in der Grundschule und die Bindungsangst im Vereinsleben sorgten dafür, dass immer mehr Jugendliche die feste Bindung zu den Orchestern, trotz des dort vorherrschenden immensen Freizeit, Spaß und Kulturangebots scheuten. Die Zahlen, die heute eingefahren werden können, sind nur noch ein Bruchteil derer, wie sie noch vor 15 Jahren waren.
Aber die Kunst war und ist es, auch den Betrieb unter weniger guten Bedingungen aufrecht zu erhalten. Nicht unbedingt erleichtert wurde die Arbeit dadurch, dass innerhalb von drei bis vier Jahren nahezu alle Dirigenten aufhörten bzw. dadurch stets neue Dirigenten gesucht werden mussten. Es ist dem guten Ruf der Musikschule zu verdanken, dass sich überhaupt Dirigenten für Küps interessierten. Die wirklich gute Arbeit, die sich leisteten und leisten, sei hier noch einmal besonders hervorgestellt: Uwe Kohls, Sabine Hickmann, Hubert Pfister, aber auch Michael Bauer, Thomas Pohl für das Schülerorchester. Besonders gilt der Dank den langjährigen Dirigenten der Nachwuchsorchester und des Hauptorchesters Wolfgang Riedel und Teresa Diller.
Entscheidender Neubeginn für das Probenheim zeigte sich im Startschuss zum Bundesbezirksmusikfest 2010 in Küps zum offiziell 25-jährigen Bestehen des Jugendorchesters Küps.
Gleichzeitig bedeutete die Entscheidung für ein Musikfest auch die Neuwahl der dritten Generation des Fördervereins für die Küpser Jugendorchester. Nach dem Vorsitz unter Helga Mück, gemeinsam mit Günter Pohl und Ilse Solowan, gemeinsam mit Holger Pohl, übernahm Thomas Pohl nun die Aufgabe des Festausschussvorsitzenden und Vereinsvorsitzenden für die Dauer und Ausrichtung des Bundesbezirksmusikfestes. Es war ein rauschendes Fest, das trotz des kältesten Maimonats im ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends im Vergleich zum ersten Bundesbezirksmusikfestes einen Gewinn abwerfen konnte.
Das Jahr 2010 sollte auch als das eigentliche Gründungsjahr für die heutige Grundsteinlegung in Erinnerung bleiben. Besonders möchte ich unseren Dank an dieser Stelle an den Nordbayerischen Musikbund, hier vor allem an den ehemaligen Bezirksvorsitzenden und Stellvertretenden Präsidenten Herbert Lorentz, durch dessen Einsatz und Fürsprache, das Probenheim verwirklicht werden konnte.
Gleichzeitig möchte ich auf die besonders gute Zusammenarbeit der Küpser sowohl mit dem Kreisverband Kronach, jetzt unter Leitung von Wolfgang Müller und dem Bezirk Oberfranken, jetzt unter Leitung von Werner Pörner hervorheben. Seit nunmehr fast 20 Jahren stellt Küps einen Großteil der Dozenten für die Ausbildung D1 an der Mittelschule Pressig und bietet die Küpser Schule den Prüfungs- und Ausbildungsraum für die Leistungsabzeichen D2, Silber.
Ein Verein, der seit seiner Gründung im Jahre 1985 alle Aufgaben des Musikbundes, Wertungsspiele und Herausforderungen angenommen und zur vollsten Zufriedenheit absolviert hatte, kam durch die perfekte Organisation seines zweiten Musikfestes endlich zu den verdienten Lorbeeren. Die jahrzehntelange Arbeit begann sich nun endlich auszuzahlen. Innerhalb dieser letzten 25 bzw. 20 Jahren hatte man genügend Material zusammengesammelt, die Bedeutung der musikalischen Wirkungsstätte in Küps überregional zu würdigen. Die ersten Vorgespräche wurden nach dem Musikfest 2010 getätigt.
Auch war das Jahr 2010 ein weiteres Wahljahr – dieses Mal in der Vereinsführung. Michael Scheler rückte aus dem zweiten Vorsitz des Fördervereins an dessen Spitze und übernahm die Führung des Vereins. Gemeinsam mit seinem damaligen zweiten Vorsitzenden Peter Heinz bildete sich nun im Gespann mit Musikschulleiter Holger Pohl gemeinsam die Speerspitze, die sowohl als die beiden „übriggebliebenen Altgedientesten“ und den fachlich Versiertesten den nächsten Anlauf zum Probenheim unternehmen sollten.
Angetrieben <<dieses Mal>> auch aus der Angst, durch die immer weiter ausufernde Schulstruktur auch noch den letzten Rückzugsort des Orchesters zu verlieren. Wo soll sich ein Orchester vorbereiten, wenn es auch noch den letzten Raum wieder für Ganztagesklassen, Mittagsbetreuung, o.ä. hergeben bzw. teilen soll?
Der Oktober 2012 war trotz des trüben Wetters ein Sonnenscheintag für Förderverein, Musikschule und allen Musikerinnen und Musiker der Orchester – in einer Gemeinderatssitzung sprachen sich ein sehr großer Teil der Marktgemeinderatsmitglieder quer durch alle politischen Fraktionen für den anstehenden Neubau aus, auf der Grundlage, dass durch die oben genannten musikalischen Leistungen der Orchester grob zwei Drittel der Bausumme bereits gedeckelt wären. Daher gilt mein letzter Dank an dieser Stelle besonders unserem Bürgermeister Herbert Schneider, sowie allen Fraktionssprechern und Marktgemeinderäte, die sich damals für den lang fälligen Neubau positiv in den vielen vorab Sitzungen und dieser letztendlich entscheidenden Marktgemeinderatssitzung aussprachen.
Sie alle, meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Ehrengäste, haben es mit ihrem Einsatz direkt oder indirekt geschafft, dass wir heute die Grundsteinlegung, bzw. die Versenkung der Zeitkapsel feiern können, dass das Orchester heute nach über 20 Jahren Arbeit und Jugendförderung sein eigenes kleines Domizil bekommen kann. Es waren die Herren aus der Politik überregional und regional, die diese Arbeit respektiert und dafür gestimmt haben – es waren die Damen und Herren aus den Musikgremien, die die Bedeutung von Küps in der Musikwelt von Oberfranken und Nordbayern seit Jahrzehnten erkannt und genutzt haben und es war die gute Zusammenarbeit mit der Schule, die viele Probleme und Problemchen, die sich durch die Doppel und Dreifachnutzung des Schulgebäudes heraus ergaben, stillschweigend tolerierten.
Mit diesem Neubau startet in der Geschichte des Orchesters wieder ein neuer Abschnitt und ein neues Kapitel könnte für die nächste Festschrift geschrieben werden. Neben den bereits genannten Jahren stellen die Jahre 2012 – Genehmigung des Baus und schriftliche Bestätigung der Gelder, das Jahr 2013 – Baubeginn und die heutige Grundsteinlegung und auch das Jahr 2014 eine große Rolle. In diesem Jahr 2014 darf das Orchester dann hoffentlich ein dreifaches Jubiläum feiern. Zum Einen wird das Orchester 30 Jahre alt, zum Anderen wird das Jahreskonzert zum 20. Mal zelebriert werden und außerdem könnte evtl. auch die erste Probe im fertigen Probenheim 2014 bereits stattfinden. Letzteres wird dann aber auch zünftig mit einem Festzug vom alten Probenraum zum neuen Probenheim begangen werden.
Betrachten wir uns die für das Probenheim vorbereitete Zeitkapsel, die wir dann im Anschluss an die Grußworte in den Untergrund der Bodenplatte versehen wollen, so soll auch der Inhalt kein Geheimnis sein:
Neben den traditionellen Beigaben einer Zeitkapsel wie Münzen, einem Auszug der heutigen Tageszeitungen und einigen Orts- und Zeitangaben, haben wir auch für das Orchester und Probenheim spezifische Dinge mit ausgesucht.
So legen wir in die Zeitkapsel ein Foto des heutigen Orchesters mit Namensliste, außerdem die Festschrift des Jahres 2010, da sie eine sehr gute Zusammenfassung der Geschichte und der aktiven Orchester und Kapellen enthält.
Ebenso eine Abschrift der Gemeinderatsbeschlüsse, die letztendlich zur Umsetzung des sogenannten Vorgangs führten.
Auch jeweils in Kopie die schriftlichen Bestätigungen der Fördergelder durch die Oberfrankenstiftung und des Kultusministeriums.
Wir haben uns entschieden, zum Gedenken die Personen mit einzusetzen, die für die heutige Umsetzung des anfänglichen Traumes entscheidend mit verantwortlich waren:
Ein Erinnerungsphoto von Günter Pohl und Otto Mühlherr, die die Verwirklichung dieses Probenheims leider nicht mehr erleben durften
So darf ich nun mit dem Rückblick schließen und unserem Probenheim eine rasche und vor allem unfallfreien Bauzeit wünschen.
April 2013, Holger Pohl, Leiter der Musikschule Küps
Stein auf Stein – Stunde für Stunde
Die Feierlichkeiten waren gerade beendet, so verlangte die Baustelle die volle Aufmerksamkeit der Musiker. Wo und wann es nur ging, wurde Hand angelegt, um die eingerechnete Eigenleistung nicht nur zu erfüllen, sondern sogar noch zu übertreffen. Per Rund-SMS, Facebook, WhatsApp und allen anderen modernen Medien wurden die aktiven und passiven Mitglieder zusammengetrommelt.
Arbeitseinsätze am Wochenende, teilweise sogar vorbereitende Arbeiten am Sonntag, manche Abendstunde werktags, … zu tun gab es immer auf der Probenheimbaustelle. Besondere Leistungen waren die Treppeneinschalung in den ersten Stock, der komplette Innenausbau, die akustisch abgehängten Decken im Erdgeschoss oder die Decken- und Wandkonstruktionen im ersten Stock. Auch oblag durch Familie Weidmann die gesamte Elektrifizierung in den eigenen Händen. Im strömenden Regen, bei Wind und Wetter galt es die vorgegebenen Tagesziele zu erreichen. Dank gilt auch der Firma Geßlein, die Fliesenarbeiten dem Förderverein spendeten.
Ferner wurden die vormals ausgebauten Pflastersteine einzeln gesäubert und mit tausenden Anderer rund um das Probenheim wieder verbaut. Neue Rekorde konnten – neben der Musik – auch hier von den Musikern erzielt werden: 200 qm Pflaster verlegt in nicht einmal 2 Stunden war auch für erfahrene Pflasterarbeiter Neuland. Im April/Mai 2014 waren die Arbeiten insgesamt bereits so weit vorangeschritten, dass man auch gegenüber der Grund- und Mittelschule Küps die Zusagen einhalten konnte: Das Orchester wird noch bis zum Beginn der Sommerferien im August 2014 die bis dato benutzten Räumlichkeiten, insbesondere des Probenraums H 106 mit Anbauzelle und das Musikschulleiterbüro H 101 an die Volksschule zurückgeben.
Der 19. Juli 2014 – das Probenheim wird offiziell seiner Bestimmung übergeben
Seit Wochen arbeiten Musikerinnen und Musiker, Förderverein, Marktgemeinde und Baugeschäft, den letzten Schliff an das Probenheim zu legen. In mehreren Gewaltakten wurde das Material, das seit 1984 in der Schule gesammelt wurde, gesichtet, aussortiert, umgesiedelt und neu archiviert. Einrichtung und Vorhänge wurden montiert. Die ersten Sitzungen konnten schon – incl. der Kücheneinweihung – in den neuen Räumlichkeiten abgehalten werden. Am Wochenende des 5. und 6. Juli fand das erste <inoffizielle> Probenwochenende in den neuen Räumen statt. Die plötzliche Großzügigkeit des Probenraums überraschte in der Praxis erst einmal jeden. Endlich war auch wirklich einmal Platz für das gesamte Schlagzeugequipment.
Damit endet die Geschichte des Orchesters in Kurzform.
Der 19. Juli 2014 stellt wieder einen Meilenstein dar. Er wurde möglich gemacht durch die Hilfen der Oberfrankenstiftung, des Bayerischen Kultusministeriums, zahllosen Institutionen, Helfern und Idealisten. Die beharrliche Arbeit des Orchesters, das über Jahrzehnte Heranarbeiten an die musikalische Spitze des Nordbayerischen Musikbundes, der selbstlose Einsatz von Generationen an Helfern und des Fördervereins fand im Bau der eigenen vier Wände nun sein Ergebnis.
Möge die Musik weiterhin weit über die Grenzen der Marktgemeinde Küps erklingen.
Juli 2014, Holger Pohl, Leiter der Musikschule Küps