Bis zur Übergabe war es für Musikschule und Symphonisches Blasorchester ein langer Weg.
Endlich geschafft: Das Probenheim in Küps ist fertig. Für Musikschulleiter Holger Pohl und den Vorsitzende des Symphonischen Blasorchesters, Michael Scheler, geht damit ein Traum in Erfüllung. Denn jahrzehntelang wurde geplant und geplant.
„Aber möglich geworden ist das alles nur, weil der Marktgemeinderat hinter unserer Musik steht“, dankte Michael Scheler. Und Musikschulleiter Holger Pohl gab offen zu, dass er noch genau weiß, wie der Beschluss einst gefasst worden ist: Es war ein Moment, in dem ihm Tränen in den Augen standen.
Deshalb wurden bei der Fundamentierung des Probenheims auch eine Abschrift der Gemeinderatsbeschlüsse sowie die Förderbescheide der Regierung von Oberfranken, der Oberfrankenstiftung und vom Kultusministerium, die letztlich die Entstehung des mehr als 350 000 Euro teuren Probenheims ermöglicht haben, mit im Boden versenkt.
Eine lange Baugeschichte
Bei der Einweihung gedachten die Musiker auch zweier Männer, die die Realisierung des Küpser Traums nicht mehr erleben konnten: Günter Pohl und Otto Mühlherr. Tatsächlich hat das Küpser Probenheim schon eine lange Geschichte. Denn seit mehr als zwanzig Jahren wartete das Orchester auf den Bau. Schon 1984 suchte das Jugendorchester Küps nach einer Bleibe. Damals erkor man die Schule dazu als Probenort aus. Immer wieder wurden die Musiker umquartiert. Sogar im Hallenbad wurde geprobt. Die Musikschule wuchs und wuchs, das Orchester auch. In Spitzenzeiten waren 60 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren im Klassenzimmer M 106, blickte Pohl zurück. Die Musiker wechselten das Klassenzimmer und schmiedeten Pläne, ein eigenes Probenheim zu bauen.
Markus Höfner machte Mitte der Neunziger einen ersten Plan – genau auf dem heutigen Bauplatz, der einstigen Kugelstoßanlage. Doch seitens der Sportler und Verfechter des Schulsports regte sich Widerstand. Der Plan wurde verworfen.
Nicht von Erfolg gekrönt
Dann wollte man das Probenheim hinter der Festhalle bauen – in einem Blumenbeet, das fast 100 Quadratmeter groß war. Aber auch dieser Vorstoß war nicht von Erfolg gekrönt, egal, wie der Plan modifiziert wurde. Und dabei war das Orchester inzwischen auf mehr als 70 Mitglieder angewachsen. Es begann die Ära der Notlösungen: Das gesamte Equipment wurde in das Foyer der Schule transportiert, um überhaupt proben zu können.
Dann fielen die Waschbetonplatten von der Schule, weitreichende Bauarbeiten an der Schule waren erst einmal wichtiger – und damit waren die Pläne wieder beerdigt. Am Wunsch-Standort entstanden schließlich die Hackschnitzelbunker.
Dann erkrankte der Motor des Orchesters, Günter Pohl. „Zu diesem Zeitpunkt war das Probenheim schlagartig nebensächlich geworden“, blickte Holger Pohl zurück. Doch die Söhne und Thomas Pohl setzten die Arbeit des Vaters fort – mit spektakulären Auslandsreisen und Erfolgen. Und am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2003 nahm man das Probenheim wieder ins Visier: Otto Mühlherr und Peter Heinz erkoren die Kugelstoßanlage als Standort aus. Und der dritte Plan des Probenheimes – der jetzige – nahm Gestalt an. Mit dem 25-jährigen Bestehen des Jugendorchesters und dem Bundesmusikfest 2010 wurde die finanzielle Grundlage für den Neubau geschaffen. Fördermöglichkeiten taten sich auf.
Dank an die Helfer
Jetzt ist es vollbracht. „Die vergangenen eineinhalb Jahre waren nicht einfach“, sagte Holger Pohl bei der offiziellen Einweihungsfeier und dankte den ehrenamtlichen Helfern, die viel Zeit und Mühe in den Bau gesteckt haben. Doch es hat sich gelohnt. Mit einer Ausstellung spannten die Küpser Musiker einen Foto- und Dokumentationsbogen vom alten Probenraum bis zum heutigen, neuen Musikheim.
Die Weihe nahmen die Diakone Malte Hahn und Wolfgang Fehn vor. Sie segneten auch ein buntes Kreuz, das im Probenheim einen Ehrenplatz erhalten soll. Eine besondere Überraschung allerdings hatte Roland Ringlstetter für die Musiker parat. Er hat eine Cäcilia, die Schutzpatronin aller Musiker, aus Holz geschnitzt.
Unglaubliches geschafft
Bei der Einweihung blickte auch Peter Heinz vom Generalunternehmen Otto Mühlherr auf die Bauzeit zurück. „Die Küpser Musiker haben Unglaubliches geschafft. Sie haben beispielsweise eine Schallschutzdecke aus einem Gebäude in Rödental abmontiert und im neuen Probenheim wieder installiert“, betonte er.
„Das Probenheim soll ein Haus der musischen Freude werden“; wünschte sich Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos). „Alles ist möglich, wenn nur alle zusammen helfen“, kommentierte der stellvertretende Landrat Bernd Steger (FW) den Bau. Und auch Ehrenvorsitzende Helga Mück freute sich mit den Musikern, hatte sie doch so lange den Bau mitbegeleitet – in verschiedensten Funktionen.
Freude über neues Zuhause
Der stellvertretende Kreisvorsitzende des nordbayerischen Musikbundes, Bruno Schnappauf, schenkte den Küpser Musikern Noten. Und noch zahlreiche weitere Grußwortredner freuten sich mit der Blasmusik über das schöne neue Zuhause.
Zur Einweihung des Probenheimes verzichteten die Küpser Musiker allerdings darauf, selbst zu den Instrumenten zu greifen, sondern sie beauftragten ihre Freunde – die Tettauer Blasmusik – die Feier musikalisch zu umrahmen.
Daten und Fakten
Maße: 10 x 18 Meter;
Bauart: zweigeschossig
Erdgeschoss: Probenraum mit 140 Quadratmetern – drei Mal so groß wie bisher
Eingang: von der Seite der Schule
Obergeschoss: Aufenthaltsraum, Übungszellen, Dekolager, Büro für den Musikschulleiter
Kosten: 350 000 Euro
von SONJA ADAM