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Emotionale Reise durch die Geschichte der Menschheit

Küps. Das Symphonische Blasorchester sowie das Schüler- und Jugendorchester Küps luden am 13. und 14. Februar 2016 zum traditionellen Jahreskonzert. Die Mitwirkenden unternahmen mit ihren begeisterten Gästen eine emotionale Reise durch die Geschichte der Menschheit.

24420831874_8cf207ab79_kAls die letzten Töne der Filmmusik aus „Schindlers Liste“ in der Festhalle am Küpser Schulzentrum verhallen, dauert es einen Moment, bis der donnernde Applaus einsetzt: Momente andächtiger Stille! Man ist noch zu aufgewühlt, zu schmerzvoll berührt und zu sehr in der Handlung, um sofort wieder im Jetzt ankommen zu können. Mitwirkende wie auch Zuhörer verarbeiten das gerade Gehörte – ein untrügliches Zeichen der nachwirkenden Aussagekraft dieses großartigen Stücks Musikgeschichte, dem viele mit Tränen in den Augen gefolgt waren. Insbesondere der Solist Johannes Enders braucht einige Augenblicke, bis er den Beifall genießen kann – so intensiv war das betörend schöne Violinen-Spiel des in Küps geborenen und aufgewachsenen Vollblutmusikers. Mit dem Stück – wie auch der zuvor erklingenden „The Story of Anne Frank“ wurde allen auch heute noch von Verfolgung und Krieg bedrohten Menschen gedacht. Den Mitwirkenden war es wichtig, gerade in dieser jetzigen Zeit, in der – ihrer Meinung nach – Rassismus wieder auf dem Vormarsch sei, diese Stücke zu spielen – als ein Plädoyer gegen das Vergessen und für ein Miteinander in Frieden!

24933597402_d69cd4433e_kMit den beiden Stücken voller emotionaler Intensität entließ das Symphonische Blasorchester seine Gäste in die Pause des Galakonzerts, das heuer unter dem Motto „Historia – Meilensteine der Menschheitsgeschichte“ stand. Ein großes, vielschichtiges Thema, für das der Dirigent Wolfgang Riedel – wie er ausführte – viele Highlights für Orchester gefunden habe. Dementsprechend schwer sei ihm die Auswahl gefallen. Doch gleich vornweg: Sie war ausgezeichnet gewählt. Unter seiner präzisen Leitung bekamen die Besucher ein harmonisch abgestimmtes facettenreiches Programm auf höchstem Niveau zu hören. Man sah die erklingenden – eng mit wichtigen Ereignissen, Erfindungen oder Erkenntnissen der Menschheitsgeschichte verbundenen – Werke förmlich als Kopfkino vor sich: Musik voller Emotionen, untermalt durch eine ausgefeilte, stimmungsvolle Licht- und Bühnentechnik sowie viele zauberhafte Einfälle des Kreativteams unter Leitung von Lisa Gratzke.

24756164080_1e470d58c3_kDreieinhalb Stunden schien an diesem Abend alles andere vergessen. Die Musik zog die Menschen in den Bann und ließ sie nicht mehr los. Die Hektik und die Last des Alltags – Sie waren weit weg. Die Musikerinnen und Musiker präsentierten sich einmal mehr als homogenes Orchester, das spielfreudig, wach und gutgelaunt musizierte und von dessen famosen und glänzend beherrschten Spiel sich die Gäste gerne verzaubern ließen. Ihr Können und ihre ansteckende Musizierfreude ließen die Stücke zum Erlebnis werden – ein tief berührendes, hinreißendes Erlebnis! Im ersten Programmteil wurden die biblische Geschichte um den Fall der Mauern vorn Jericho „Trumpets of Jericho“ sowie Ausschnitte aus dem Rock-Musical „Jesus Christ Superstar“ über die letzten sieben Tage im Leben von Jesu Christi in musikalische Bilder gesetzt. Weiter erklang das gewaltige Werk „Bonaparte“ über den französischen General, revolutionären Diktator und Kaiser, bevor es mit der „The Story of Anne Frank“ sowie „Theme from „Schindler´s List“ in die Pause ging.

24421332444_151350e53d_kRasant begann der zweite Teil mit „The man in the iron Mask“, das die Mitwirkenden in entsprechenden Masken darboten. Galaktisch gut war die „Star Wars Saga“ mit einer grandiosen Sternen-Lichtshow, bei der man sich tatsächlich wie auf Raumschiffreise in fremde Welten und ferne Galaxien vorkam. Wieder auf der Erde, unternahm das Orchester mit ihrem Publikum eine schneidige Spritztour mit dem Ford 1926, dem VW 1946, dem Chevy 1952 sowie dem Ferrari 2000 in „Car“. Zum grandiosen Finale ging es schließlich mit dem irrwitzigen Stück „Godzilla eats las Vegas!“ über – mit Bildern und Tönen, die man sicherlich bei einem Konzert auch nicht alle Tag hört. Dabei mussten die Mitwirkenden in panischer Angst schreien und kreischen, wie ein Hund bellen, mit Sekt anstoßen – dies übernahm der Dirigent selbst!“ – sowie zig verschiedene Musikstile spielen: einfach ein Riesenspaß!

Der Leiter der Musikschule, Holger Pohl, sowie Wolfgang Riedel hatten die Besucher – darunter viele Ehrengäste aus dem Bereich der Politik, des gesellschaftlichen Lebens und natürlich der Musik – zu den beiden Konzerten willkommen geheißen. Sie dankten auch dem freundschaftlich verbundenen „Hinterviertlern“ Küps, die anlässlich ihres heuer gefeierten 110-jähriges Jubiläum eine große Tombola veranstalten, für die im Foyer des Schulzentrums Lose erworben werden konnten. Die Erlöse kommen jeweils zu einem Drittel der Musik, der Schule sowie dem Kindergarten in Küps zugute. Als Hauptpreise locken drei Fernreisen. Die künstlerischen Leistungen auf der Bühne wären nicht möglich gewesen ohne die vielen Helfer im Hintergrund. Ihnen, allen Mitwirkenden sowie Verantwortlichen galt der Dank von Bürgermeister Herbert Schneider, der sich begeistert vom großartigen Können und von der bildhaften Darstellung der Stücke zeigte.

Der Auftakt des Programms oblag den Nachwuchstalenten des Schüler- und Jugendorchesters Küps, die mit den wunderschönen Stücken „Imagine“, „The man in the Moon“ sowie „Over the rainbow“ beeindruckende Einblicke in ihr tolles Können gaben – eine helle Freude, ihnen zuzuhören! Sie kamen ebenso wenig um eine heftig eingefordert Zugabe herum wie das Symphonische Blasorchester, das die Gäste mit Standing Ovation bedachten. Das hinreißend zum Klingen gebrachte Schlaflied „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms“, das natürlich nur symbolisch zu verstehen war, bildete den stimmungsvollen Abschluss eines faszinierenden Konzertabends, bei dem man weinen und lachen konnte – und das zeigte, was echte Musik ist: ein Juwel, kostbar und ungemein wertvoll.

Heike Schülein (Freie Autorin)