Oscarreife Nacht der Filmmusik

Ganz großes Kino: Beim Galakonzert „Kino Kino“ begeistern Wolfgang Riedel sowie das Symphonische Blasorchester und das Schüler- und Jugendorchester Küps unter der Leitung von Anna Piontek mit einem Potpourri der großen Filmmusik. Das Publikum dankt es mit stehenden Ovationen.

von Sabine Raithel

Was für ein Abend: Da hielt es selbst gestandene Honoratioren wie den Küpser Bürgermeister Bernd Rebhan oder Altbürgermeister Herbert Schneider, den Kronacher Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein, Kreisrat Hans Rebhan oder den Hausherrn der Küpser Schule, Hans-Peter Müller, sowie mehr als 300 weitere Zuhörer in der vollbesetzten Küpser Turnhalle kaum noch auf den Sitzen. Orchesterleiter Wolfgang Riedel hatte zum Galakonzert geladen – ein kulturelles Glanzlicht, das auch in diesem Jahr Gäste aus der ganzen Region und darüber hinaus angezogen hatte. Das diesjährige Konzert stand ganz unter dem Motto „Kino Kino“. Und das waren zweieinhalb Stunden ganz großes cineastisches Hörerlebnis und Emotion pur: mitreißende Soundtracks, unterhaltsame Zwischenmoderationen, wohldosierte Gags, gekonnt ausgewählte Bildeinspielungen und vor allem professioneller „Bigband“-Sound.

In einer kurzen Einführung erinnerte Wolfgang Riedel daran, dass es auch in Küps früher – ungefähr zwischen den 1940er und 1970er Jahren – einmal ein Kino gegeben habe. In einem kurzen Abriss gab er einen Einblick über die Geschichte der Filmmusik – beginnend 1895 in Frankreich mit einem Stummfilm der Brüder Lumière, über die erste orchestrale Filmmusik zu Beginn der 1940er Jahre, der Leitmotiv-Technik in den großen Blockbuster-Filmen wie „Star Wars“ und den elektronischen Einflüssen seit den 1980er Jahren.

„Kino Kino“ war eine Zeitreise durch diese Filmgeschichte. Gerahmt von zwei riesigen „Oscars“ begannen die 25 jungen Musiker des Schüler- und Jugendorchesters Küps, unter dem Dirigat von Anna Piontek, in der Gegenwart mit Highlights aus dem Film „La La Land“. Spätestens mit den bekannten Themen aus „Out of Africa“ und „Grease“ hatte das Orchester seinem Publikum mit viel Verve gekonnt eingeheizt und auf das Konzert des Symphonischen Blasorchesters eingestimmt.

Das gut 60köpfige Symphonische Blasorchester Küps feiert in diesem Jahr sein 35jähriges Bestehen. Seit über 30 Jahren wird es von Wolfgang Riedel geleitet. Die Musiker entführten ihr Publikum in die Welt von „Ben Hur“; ließen „The Cowboys“ durch die Halle reiten und das Publikum vor den Dinosauriern im „Jurassic Park“ erschaudern. Die Zuhörer fieberten vor Spannung mit „Struppi“, dem kleinen Hund von Tim in „Tintin – the prisoners of the sun“, und sie schwelgten mit Ennio Morricones Meisterwerk „Gabriel’s Oboe“ aus dem Film „The Mission“ – virtuos dargeboten mit einem gefühlvollen Solo von Linda Weise (Oboe), das vom Publikum mit langem Applaus bedacht wurde. Nach der Pause ließ „Rocky“ mit dem Titel „Gonna fly now“ die Fäuste durch die Küpser Turnhalle wirbeln. Hier erntete Andreas Schosch (Trompete) mit seinem Solo nicht nur vom Publikum, sondern auch von seinen Musikerkollegen stehenden Beifall. Fröhlich und beschwingt ging es weiter mit „Madagaskar“. Gefährlich – aber nicht ohne das nötige „Sexappeal“ – machte sich der wohl berühmteste Geheimagent der Welt, „007, James Bond“ auf die Jagd nach dem Bösen – oder einem geschüttelten Wodka Martini. Mit Hasenohren und neckischen Schleiern machten sich die Musiker dann bereit für „Bugs Bunny“ und die „Bezaubernde Jeannie“, gefolgt von dem geschmeidigen „Pink Panther“ – und dem trotteligen Komikerpärchen „Dick und Doof“, die dann höchstselbst in Küps ihre Späße trieben. Martin Repper und Max Feldtmann gaben nicht nur in einer sehr gelungenen pantomimischen Einlage das berühmte Comedy-Duo, sondern fegten auch als „Rocky“ oder als „Popcorn-Verkäufer“ durch das Publikum. Den offiziellen Abschluss des Konzerts bildeten große Melodien aus dem „Weißen Rössl“.

Es gibt wohl nur wenige Dinge, die uns auf so einfache Weise mit Glück erfüllen können, die derart präsent sind und einen so großen Einfluss auf unser Leben haben wie Musik. In Filmen lässt oft erst eine gefühlvolle Melodie die Zuschauer in eine Liebesszene eintauchen, treibt ein schneller Beat den Puls bei einer Verfolgungsjagd in die Höhe. Die Musik ist der Puls, der Herzschlag eines jeden Films. Sie entführt in eine andere Welt: Sie strukturiert die Handlung, belebt Szenen mit Atmosphäre und bringt uns Gefühle näher. Man kann sich ihr nicht entziehen – und nimmt sie doch kaum wahr. Und doch weiß jeder schon bei den ersten Takten von Filmmusik wie „James Bond: Goldfinger“ oder „Bezaubernde Jeannie“ was gemeint ist: Das Kopfkino beginnt Bilder abzuspulen; Erinnerungen und Emotionen flammen auf. Wolfgang Riedel und seine Musikerschar haben an diesem Abend genau das geschafft: Sie haben mit Musik bewegende Geschichten erzählt und hinreißende Bilder entstehen lassen.

Im „Abspann“ dankte Bürgermeister Bernd Rebhan Riedel, Anna Piontek und ihren Musikern: „Sie sind wirkliche Profis! Wolfgang Riedel, der die ganze Show ersonnen hat, ist ein großer ‚Creativ Director‘!“. Er dankte aber auch den zahlreichen Helfern hinter der Bühne wie den Licht- und Bühnentechnikern Swen Müller und Andreas Zapf, dem Kreativteam unter Leitung von Lisa Gratzke und Claudia Weidmann, dem Leiter des Fördervereins für die Küpser Orchester, Michael Scheler, der „Mutter des Orchesters“, Gabi Pohl, sowie den Sponsoren.